Niemand könnte Angel Olsen den Vorwurf machen, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen und sich zu wiederholen. Für ihr neues Album "All Mirrors" ließ sie sich drei Jahre Zeit und überrascht nun mit enorm ambitioniert konstruierten Songs und einem runderneuerten musikalischen Setting. Zunächst war geplant, die Songs in zwei Versionen - solo und voll orchestriert - zu veröffentlichen. Im Laufe der Arbeiten erwies sich aber, dass sich das eine von dem anderen nicht trennen ließ und Angel entschloss sich, Vollgas zu geben. Nicht in Bezug auf die Geschwindigkeit, sondern in Bezug auf die Arrangements, die emotionale Inbrunst im Vortrag und die damit zusammenhängende Dynamik, die vom sachten Flüstern zum voll ausgelebten Orkan führt - letzteres ein Markenzeichen Angels.

Die Arrangements basieren dieses Mal weitestgehend auf Keyboards. Freute sich Angel aber beim letzten Album noch, ein echtes Mellotron aufgetan zu haben, sind es dieses Mal vor allen Dingen Synthesizer, die den Ton angeben und den Sound in Richtung New Wave lenken. Hinzu kommen noch wie gewohnt exaltierte/exzentrische Streicherarrangements von Whizkid Jherek Bischoff, die - je nach Geschmackslage - des Öfteren ziemlich wirr am Geist des Songs vorbeizutaumeln scheinen. "All Mirrors" ist ein sperriges, düsteres, atemberaubendes Biest geworden, das die volle Aufmerksamkeit des Hörers erfordert und keineswegs wie eine ausgelatschte Pantoffel angezogen werden kann. Das freilich, kann sich im Laufe der Zeit sicherlich als Vorteil erweisen und für den Hörer durchaus lohnenswert bemerkbar machen.