Es ist fast schon unheimlich - aber das Album "Temple" ist bereits das fünfte Album der Band aus San Francisco um die Songwriterin Thao Nguyen. Unheimlich deswegen, weil sich Thao und ihre Musiker sich mit ihrem nervösen New Wave Indie-Pop ein sehr spezifisches, stilistisch ziemlich eng abgestecktes, aber im Detail unglaublich reichhaltig variiertes Nischen-Genre als musikalische Basis auserkoren haben. Auf diesem Werk geht es um Thaos Coming Out - ein Thema, das sich bislang immer nur angedeutet hat, aufgrund ihrer asiatischen Roots und der Verwurzelung in ihrem kulturellen Umfeld ein ungleich größeres Problem darstellte als in der westlichen Kultur, in der sie sozusagen mit dem anderen Bein steht. Ergo ist das Album eine Art Befreiungsschlag - allerdings ein vergleichsweise subtiler. Denn anstatt sich wieder von einem ausgebufften Indie-Produzenten musikalisch in Richtung Rock bürsten zu lassen, sorgte Band-Kollege und Co-Writer Mikaelin "Blue" Bluespruce dieses Mal als Produzent für ein transparentes, fast jazziges Sounddesign, in dem Thao die Heirat mit ihrer Freundin eher durch Intensität, Dynamik und elaboriert gestaffelte Vokal-Partien als durch satte Grooves oder knackige Schrammelriffs (die es in Maßen freilich auch gibt) feiert.