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03.07.2020
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Denai Moore - Modern Dread

Platte der Woche

KW 27/2020


Denai Moore - Modern Dread
Because Music/Caroline
Format: LP

Bereits seit einigen Jahren demonstriert die Londoner Songwriterin Denai Moore, was sich jenseits von Klischees, formalen Vorgaben und etablierten Produktionstechniken auf dem Sektor des R'n'B- und Soul-Pop alles reißen lässt, wenn man sich nur ein wenig Mühe gibt und sich von Manierismen jeder Art fern hält. Mit diesem dritten Album erreicht sie dabei eine Perfektion, von der Geringere nur träumen können. Dabei ist es gar nicht so einfach, festzumachen, was Denai anders macht als andere. Sicherlich gehört dazu eine inhaltliche Ebene, auf der sie sich Gedanken darüber macht, inwieweit die eigenen Gefühle (über die sie bislang bevorzugt sang) in Zeiten wie diesen - in der alles eine globale Magnitude einzunehmen scheint - überhaupt noch relevant sind und ergo eine politischere Richtung als bislang einschlägt. Und dann ist da noch die faszinierende musikalische Ebene, die Denai mit ihrem Partner Alex Robertshaw (Everything Everything) kreativ ausgestaltet.

Das Album hört sich dabei organischer an, als es eigentlich ist - denn Denai und Alex arbeiteten oft mit zwar zerhackten, aber organischen Samples. Statt Synthies kamen dabei oft Orgel-Sounds zum Tragen und der elektronische Bass klingt öfters nach einem akustischen. Ausschlaggebend ist dann aber der Umstand, dass sich Denai stärker dem Pop öffnet als bisher, teilweise auch mit Club-Elementen arbeitet und - nicht zuletzt aufgrund der kunstvoll verschachtelten, aber nicht wesentlich getweakten Vokal-Parts - auch eine gewisse Spiritual- und Jazz-Attitüde mit einbezogen wurde. Die R'n'B-Elemente, die es dann noch in den Mix geschafft haben, werden dabei songorientiert integriert und geraten niemals zum Selbstzweck. Um bei von Denai selbst genannten Inspirationsquellen zu bleiben klingt das Ergebnis dabei soundmäßig sicherlich mehr nach Thom Yorke als etwa Kanye West - nur dass Denai Moore unter dem Strich eine ganz eigene Ästhetik entwickelt hat.



-Ullrich Maurer-


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