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10.07.2020
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Tre Burt - Caught It From The Rye

Tre Burt - Caught It From The Rye
Oh Boy/Thirty Tigers/Membran
Format: LP

Tre Burt weiß, dass man das Rad nicht neu erfinden muss, um zu begeistern. Anstatt sich blindlings aktuellen Trends an den Hals zu werfen, nutzt der aus Sacramento, Kalifornien, stammende Folk-Singer/Songwriter auf seinem Debütalbum lieber den traditionellen Rahmen, den die ganz Großen des Genres vor ihm abgesteckt haben, um seine eigenen Geschichten zu erzählen. Das spürte auch Songwriter-Legende John Prine, der Burt vor seinem plötzlichen Tod im April für sein Label Oh Boy Records unter Vertrag nahm und so "Caught It From The Rye", ursprünglich bereits 2018 im Eigenvertrieb veröffentlicht, nun die verdiente größere Bühne bietet. Burts nasaler Gesangsstil, sein rustikales Fingerpicking und die des Öfteren auftauchende Mundharmonikabegleitung sorgen dafür, dass der Weg zu Bob Dylans Frühwerken nie weit ist (beim herrlich windschiefen Duett "Franklin's Tunnel" hat zudem Jules Bee alias Sea Of Bees ihren Auftritt als Joan Baez). Doch auch wenn sein klassischer Folk-Sound bisweilen wie aus der Zeit gefallen scheint - seine Protestsongs über das Leiden der schwarzen Bevölkerung in den USA, allen voran "Undead God Of War", sind alles andere als das. Trotzdem ist "Caught It From The Rye" mitnichten das "The Times They Are A-Changin'" der Black-Lives-Matter-Bewegung: Wenn Burt Schlaglichter auf sein Leben als Schwarzer in den USA wirft, setzt er dabei oft statt auf offene Anklage lieber subtil auf stillen Protest zwischen den Zeilen.


-Carsten Wohlfeld-


 

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