Auf ihrem zweiten Album schwimmt sich die Berklee College Absolventin Sarah Walk musikalisch endgültig vom gefürchteten Folkpop-Label frei, das automatisch jeder Frau, die sich mit organischer Instrumentierung beschäftigt und eigene Songs schreibt, aufoktroyiert wird. Inhaltlich geht es auch um die Vorurteile und Erwartungshaltungen, denen sich Frauen - vor allen Dingen auch jenseits romantischer Szenarien - konfrontiert sehen. Ging es auf Sarahs Debütalbum nämlich noch vorzugsweise um die eigene Person und therapeutische Ansätze, so weitet sie auf dem beziehungsreich betitelten "Another Me" ihre Sichtweise als Spokesperson der LGBT-Community in universeller Hinsicht aus. Dass dabei keine fröhlichen Popsongs herauskommen können, liegt nahe - es sind aber andererseits auch keine depressiven Lamentos oder wütende Tiraden entstanden. Stattdessen widmet sich Sarah vergleichsweise gelassen, sachlich und mit einer jazzigen Sensibilität ihren Themen und Anliegen. Mal abgesehen davon, dass für wirklich versöhnliche Zwischentöne kaum Platz bleibt, ist dieses Album als politisches Statement auf emotionaler Basis zu sehen.