Es wird musikalisch ja manchmal nicht so recht deutlich, warum Jeff Tweedy für seine Projekte zwischen den Arbeiten mit Wilco, Solo-Eskapaden und dem Tweedy-Projekt mit Sohn Spencer hin und her wechselt - aber dieses Mal ist die Sache klar, denn Tweedy spielte dieses Album während des Lockdowns im Chicagoer Loft-Studio ein, um - wie er sagt - sich selbst zu trösten. Außerdem begleitet das Album die Veröffentlichung seines zweiten Buches "How To Write One Song".

Kommen wir aber mal zur Musik: Bewusst wählte Tweedy für diese Songsammlung das Folk- und Country-Setting, denn es ging ihm darum, Geschichten zu erzählen, die im Angesicht der Krise nicht nur ihm, sondern auch anderen Hoffnung spenden sollten. Der Titel des Albums "Love Is The King" ist dabei sicherlich nicht zufällig gewählt, denn Tweedy singt hier ein Loblied auf die Liebe - die auch als Mittel gesehen werden darf, dunkle Zeiten und eben die Krise zu überwinden. Was bei geringeren sicherlich die Gefahr geborgen hätte, im Sentimentalen zu versacken, gerät in den Händen von Tweedy und seinen Söhnen Spencer und Sam zu einer der berührendsten und tröstlichsten Songwriter-Scheiben des Herbstes. Wer nach musikalischen Referenzen aus Tweedys eigener Historie sucht, der wird hier etwa bei den akustisch geprägten Guthrie-Vertonungen der "Mermaid Avenue"-Sessions fündig. Für die Fans jedenfalls ist dieses eine ebenso unerwartete wie willkommene Überraschung.