Keine Frage: Eine so leichtfüßige, spielfreudige, brillant komponierte und auf gewisse Weise unbekümmerte und lebensbejahende Scheibe, wie dieses dritte Album der Stuttgarter Indie-Combo BRTHR, hatte - trotz der im Nachhinein prophetischen Thematik - nur VOR der Corona-Krise eingespielt werden können. Was nicht bedeuten soll, dass es hier um Eskapismus ginge, denn auf diesem Album thematisieren Philipp Essler und seine Jungs ein Anliegen, was schon vor Corona zu einem prägenden Phänomen unserer Zeiten geriet - und kommen dabei zu dem Schluss, dass eben diese Zeiten ganz gut für Einzelgänger sind. Und den Single-Titel "Speak Loud (When You Speak Love)" bog man dann sogar noch zur Solidaritäts-Hymne für die Musiker-Szene um.

Auf der musikalischen Seite ging man dann einen anderen Weg als auf der letzten Scheibe (wo man eine konsequente Erweiterung des Sounddesigns des ersten Albums anstrebte). Dieses Mal wurden die Songs auf das Notwendige reduziert - was allerdings dadurch kompensiert wurde, dass auf der Detail-Ebene unheimlich viel passiert. So geben sich BRTHR hier niemals mit der erstbesten Idee zufrieden, sondern setzen strukturell, harmonisch, melodisch und rhythmisch immer noch eins drauf. Das kann wenig sein - wie zum Beispiel mal ein Halbton statt eines Harmoniewechsels - oder viel - wie z.B. ein zweiter Refrain. Ausschlaggebend ist, dass es immer das Richtige ist - und das macht aus einer guten eine wirklich brillante Scheibe.