Die nun vorliegende Kollaboration des australischen Songwriter-Maestros mit dem belgischen Komponisten Nicholas Lens ist bereits das zweite Lockdown-Projekt, an dem Nick Cave nach seinem Multimedia-Unterfangen "Idiot Prayer" beteiligt ist. Tatsächlich ist dieses Album sogar ungleich ambitionierter angelegt, denn als Lens ihn bat, 12 Litaneien für seine von einer Reise nach Japan inspirierten Kompositionen zu schreiben, sagte Cave begeistert zu, als er feststellte, dass Litaneien per Definition "eine Abfolge von religiösen Bittgebeten" sind und er schließlich ja schon seine Erfahrungen mit Bittgebete an Gott hatte - und schrieb das Material innerhalb kürzester Zeit.

Die Musik entstand dabei währenddessen im Patchwork-Verfahren, da alle Studios geschlossen waren und Lens die Beteiligten - neben Cave als Komponist und Lens ein 11-köpfiges Kammerensemble, Lens Tochter Clara-Lane und die Vokalist(inn)en Nicholas L. Noorenberg, Denzil Dealern und Claron McFadden - für Einzelsessions zu sich nach Hause einlud und diese Beiträge dann später zusammenführte. Anders als bei Lens anderen Arbeiten, wurden die Litaneien dann nicht als Oper angelegt, sondern als eine Abfolge von Einzelstücken mit liturgischem Charakter, die Lens musikalisch mit neoklassizistischen und avantgardistischen Mitteln arrangierte - jedoch darauf achtete, trotz inspirierter impressionistischer Klangtupferei niemals ins Atonale oder Abstrakte abzurutschen. Die - mal gesprochen und mal gesungen interpretierten - Lyrics Caves und der grundsätzlich melodiöse Charakter des Materials sorgen dabei naturgemäß für eine zwar melancholische, aber auch eine irgendwie tröstliche Grundstimmung. Ganz so, wie es ja der Sinn und Zweck von Gebeten sein sollte.