"Yol" heißt ja bekanntlicherweise "Weg" auf türkisch (wie wir spätestens seit dem gleichnamigen Film von Yilmaz Güney auch bei uns wissen). Insofern ist das für das neue Werk der niederländischen Crossover-Band Altin Gün auch vielleicht eine adäquate Beschreibung dessen, was auf der neuen Scheibe passiert. Denn das Ensemble, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, Orientalisches und Okzidentales auf musikalische Weise zusammenzufassen, geht hier - unbeirrbar auf dem eingeschlagenen Weg - nämlich ein paar Schritte weiter als bislang gewohnt. Beschäftigte man sich auf den ersten beiden Alben erst mal mit der Etablierung eines Sounddesign zwischen anatolischer Folklore und Psychedelia, kommen dieses Mal weitere stilistische Elemente hinzu: E-Pop, New Wave, Soul, African Funk, Disco und klangmalerische Esoterik werden hier zusätzlich ins Sound-Design integriert. Das funktioniert ganz prächtig und kommt wahrscheinlich daher, dass das Ganze als Lockdown-Projekt unter gleichberechtigter Beteiligung aller sechs Bandmitglieder im kommunikativen, nicht aber räumlichen Miteinander erfolgte.