Das, was dieses bemerkenswerte Debütalbum der norwegisch/deutschen Songwriterin Liv Solveig in besonderer Weise auszeichnet, ist gar nicht mal die Tatsache, dass sie sich eine attraktive Subnische im Folkpop-Sektor ausgesucht hat, in der sie mit Prog-Strukturen, Klassik- und Kook-Pop-Elementen, Indie-Rock und eben Folk-Feeling hantiert und dabei ihre im Jazz-Gesang und Geigenspiel gewonnenen Studienerfahrungen bzw. die Zuarbeit für befreundete Künstler wie Alin Coen, Get Well Soon oder Balbina nutzbringend zur Anwendung bringt und dabei die auf diesem Sektor üblichen Americana-Klischees weit hinter sich lässt - oder dass es ihr gelang, Hans Dampf in allen Produktionsgassen Tobias Siebert zu gewinnen, ihre organischen Arrangements und die handwerkliche Qualität ihrer spieltechnischen Fähigkeiten auf Geige und Gitarre in vollem Glanz erstrahlen zu lassen. Das, was nun wirklich aufhorchen lässt, ist die emotionale Eleganz, mit der die tendenzielle Troubadourin ihre auf ihren Reisen gesammelten Beobachtungen und Gedanken in poetisch-philosophisch ausformulierten Texten zum Ausdruck bringt und gesanglich darbietet. Es hat schon lange keine Scheibe dieser Art mehr gegeben, die alleine wegen der fast greifbaren physischen Präsenz des Gesangs so ein- und mitnimmt und aufhorchen lässt wie Liv Solveigs "Slow Travels".