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04.06.2021
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Flowerpornoes - Morgenstimmung

Flowerpornoes - Morgenstimmung
Eigenveröffentlichung
Format: CD

"Tom Liwa dreht die Verstärker auf" heißt es in der Gaesteliste.de-Newsmeldung zur Veröffentlichung des neuen Flowerpornoes-Albums. Na ja: Das war ja irgendwie auch zu erwarten, denn ansonsten hätte Tom ja auch wieder eine jener seltsam verstiegenen Solo-Produktionen veröffentlichen können, wie er das seit Jahren und zuletzt mit "Der, den mein Freund kannte" tat. Kurzum: Obwohl Tom mit dem Opener "Abendstimmung" noch spartanische Solo-Stringenz vortäuscht, ist das Album "Morgenstimmung" im Folgenden wieder mal eine Band-Produktion geworden. Und zwar eine, die sich vor allen Dingen von der Musik inspiriert sah, denn bevor sich Tom, Birgit Quentmeier, Markus Steinebach und Guiseppe Mautone im Studio in Bochum zusammenfanden, schickte Tom "textlose Solo-Versionen an der Gitarre mit dem Handy aufgenommen" an die Musiker, damit sie sich schon mal warmüben konnten - um dann im Studio loszulegen, als habe es die Pandemie gar nicht gegeben. Kurzum: Einer Menge der neuen Songs hört man das dann auch an, denn das Ganze kommt ganz schön energisch, rau und ungehobelt daher - in etwa mit der Energie einer Live-Show, aber dennoch dann auch als Studio-Produktion zu erkennen.

Was es dieses mal nicht gibt, ist irgendwelche lyrische Opulenz auf der musikalischen Ebene, wie sie in den 90ern des Öfteren die Flowerpornoes-Scheiben zierte. Dafür gibts soliden Postpunk, der oft genug an Blumfeld erinnert - was gar nicht böse gemeint, sondern nur unerwartet ist. Inhaltlich ist sich der Dichter Liwa nicht so ganz sicher, was er zum Thema seiner neuen Produktion machen sollte - und mischt dann alles irgendwie zusammen: Atmosphärisches, Politisches, Spirituelles, (Konter)Revolutionäres, Sozialkritisches, Konsumkritisches, Sentimentales, Tierisches (zumindest in "Ich bin dein Hund") und ein wenig Blödsinn. Aber: es geht dieses Mal eben nicht alleine um die Wortschmiedekunst des Meisters (was auch dadurch belegt wird, dass er in "Too Much Coca Cola" die Duettpartnerin Britta Caspers von der Band The Lost Verses eigene Zeilen singen lässt). Noch ein Hinweis: Wer der Meinung ist, dass früher immer alles besser war, der braucht sich nicht weiter mit diesem Album zu befassen, denn das ist ganz im Hier und Jetzt verwurzelt und zeigt die Flowerpornoes, wie sie heute klingen.


-Ullrich Maurer-


 

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