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02.07.2021
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Oehl - 100% Hoffnung

Oehl - 100% Hoffnung
Grönland/Rough Trade
Format: EP

Im Januar 2020 erschien ihre erste Platte "Über Nacht", im Juli folgte die Cover-EP "Im Spiegel", auf der Fans und Freunde Songs des Debüt neu interpretierten. Jetzt schieben der Wiener Liedermacher Ariel Oehl und der isländische Multiinstrumentalist Hjörtur Hjörleifsson als Oehl eine weitere EP nach.

Und nein, wir wollen hier nicht davon anfangen, dass sie irgendwas ins Feuer gießen. Aber sie möchten den Finger auf die Wunde legen. Es geht um: Geld. Arbeit. Konsum. Korruption. Ein Song heißt "Amazon", ein anderer "Arbeit", "Wer hätte das gedacht, dass selbst die Hausbank von der Oma korrupt war", singen sie in "300.000", in dem es um einen wahren Fall aus Österreich geht. Gleichzeitig nennen sie die fünf Songs starke EP, die als sechsten Track eine 20 Minuten lange B-Seite voller Zitate enthält, "100% Hoffnung". Hjörleifsson sagt: "Mit der Hoffnung sind zwar nicht alle Probleme gelöst, aber sie gibt den Ton an und zeigt, wo es hinführen soll. Sie ist unser Kapital im Aushandeln einer besseren Zukunft." Und an die glauben wir, glauben Oehl, glaubt wohl auch Herbert Grönemeyer. Der hat die beiden auf sein Grönland-Label geholt und ihre Musik einst als "eigenständig, klug und künstlerisch besonders" genannt. Und wer wären wir, wenn wir einem Herbert Grönemeyer widersprechen würden? Oehl spielen spannende, verkopfte, elektronische Pop-Musik mit häufig dunkler Note. Vieles davon kommt kurz vor monoton, ist genau deshalb aber auch so eindringlich bis bedrückend. Gleichzeitig haben die Lieder bei aller Ruhe auch tatsächlich Kraft und obendrauf eine seltsame Art von Schönheit. Und damit einfach eine ganze Menge.


-Mathias Frank-


Video: "300.000"
 

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