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16.07.2021
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Karen Black - Dreaming Of You (1971-1976)

Karen Black - Dreaming Of You (1971-1976)
Anthology
Format: LP

Dieses bemerkenswerte Musikdokument haben wir einer ungewöhnlichen Begegnung zu verdanken. Als Cass McCombs 2008 an seiner vierten Scheibe "Catacombs" arbeitete, traf er die US-Schauspielerin Karen Black, mit der er sich im folgenden anfreundete und sogar anfing, gemeinsam an Musik zu arbeiten. Ungewöhnlich war das insofern, als dass McCombs erst 2004 als leicht verstörter Autodidakt begonnen hatte, sich musikalisch zu artikulieren und es sich bei Karen Black um eine etablierte Hollywood-Actrice handelte, die in den 70er Jahren in Filmen wie "Nashville", "The Great Gatsby" oder Hitcocks "Family Plot" ihre größten Erfolge feierte, während sie in in späteren Jahren durchaus selbstironisch in B-Movies ihren Kultstatus als Horror-Queen zelebrierte.

Nachdem Black bei einigen von McCombs Songs Gast-Vocals beigesteuert hatte (letztmalig für sein Album "Big Wheel & Others"), überließ sie McCombs ihre Gedichtsammlung um daraus Songideen zu entwickeln. Zwei Stücke konnten auf diese Weise 2012 realisiert werden - bevor sie dann in die USA zurückkehrte, wo sie 2013 an Krebs verstarb. Zu Blacks Erbe gehörte aber auch eine Kiste mit Musikaufnahmen, die Karen Black zwischen 1971 und 1976 eingespielt hatte. Diese restaurierte McCombs zusammen mit dem Spezialisten Tardon Feathered im Anschluss und veröffentlichte sie nun (zusammen mit den beiden "neuen" Songs") erstmalig. Wie im Falle der Kollaborationen handelt es sich dabei um Karens Gedichte, die sie - meist alleine mit einer Gitarre - in Songs umformulierte. Das Ganze war nicht auf eine Karriere als Musikerin ausgelegt - obwohl sie gelegentlich entsprechende Beiträge für Film-Scores bereitstellte - sondern eher in Ergänzung ihrer Arbeit als Schauspielerin als eine andere Form der Charakterstudie. Das erklärt den für Aufnahmen aus dieser Zeit unüblichen, düsteren, konfessionellen Charakter des Materials, der eher an die Arbeit britische Zeitgenoss(inne)n aus dem Folk-Umfeld erinnert, als an die Arbeiten einer Künstlerin von der amerikanischen Westküste.


-Ullrich Maurer-


 

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