Fenster schließen
 
23.07.2021
http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=21035
 
Anika - Change

Platte der Woche

KW 29/2021


Anika - Change
Invada/Pias/Rough Trade
Format: LP

Tatsächlich ist "Change" das erste Solo-Album der inzwischen in Berlin ansässigen multidisziplinär agierenden Künstlerin An(n)ika Henderson seit ihrem Debüt von 2010 (das weiland von Geoff Barrow von Portishead) produziert wurde. Das fällt insofern aber kaum ins Gewicht, da Anika niemals so richtig weg vom Fenster war. Indem sie mit so unterschiedlichen Künstlern wie Yann Tiersen, Tricky oder Kreidler arbeitete, zwischendurch auch immer mal wieder einzelne Tracks veröffentlichte und zuletzt drei vielbeachtete Projekte mit dem mexikanischen Avantgarde-Ensemble Exploded View realisierte, war sie als Musikerin auch dann stets präsent, wenn sie sich ihren anderen Ausdrucksmöglichkeiten wie Poetin, DJane, Fotografin, Autorin oder Filmemacherin widmete. Es war halt nur so, dass sich im Laufe der Zeit so viel Material angesammelt hatte, über das es sich lohnte musikalisch zu resümieren, dass Anika es notwendig empfand, wieder mal eine eigene Scheibe einzuspielen. Der Titel des Albums besagt dabei übrigens weniger, dass Anika selbst sich verändert hatte, sondern dass jedermann jederzeit die Möglichkeit habe, sich ändern zu können - was angesichts der sich immer schneller ändernden sozialen und politischen Gegebenheiten ja angeraten erscheint.

Musikalisch überrascht das Album dadurch, dass sich Anika gerade auf den Gebieten, auf denen sie bislang eher zögerlich agierte, selbstbewusst nach vorne marschiert. So überraschen einige der - nach wie vor eher collagenartig zusammengestellten No-Wave-Tracks - mit ihrer vergleichsweise konventionellen Struktur und den melodischen und harmonischen Qualitäten, denen sich Anika auch als Sängerin mutig stellt - ohne sich dabei ganz von ihrer Nico-Affinität abzuwenden. Der Titeltrack "Changes", "Never Coming Back" und der bemerkenswerte (weil als Folk-Song beginnende und als Indie-Pop-Song endende) Schlusstrack "Wait For Something" gehören zu dieser Spezies, während Anika in Tracks wie dem krautlastigen "Naysayer" oder dem pulsierenden Elektro-Drone "Freedom" beweist, dass sie auch immer noch unerbittlich agieren kann, wenn es drauf ankommt.


-Ullrich Maurer-


YouTube-Kanal
 

Copyright © 2021 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de