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10.09.2021
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Kai Schumacher & Gisbert zu Knyphausen - Lass irre Hunde heulen

Kai Schumacher & Gisbert zu Knyphausen - Lass irre Hunde heulen
Neue Meister/edel
Format: LP

Wir brauchen gar nicht darum herumzureden: Daran, dass sich die deutschen Musikfreunde und Musiker sich dafür schämen, dass sich die deutsche volkstümliche Musik durch ihre Schlagerseligkeit selbst in Verruf bringt, sind sie selber schuld - denn mit dem sogenannten Kunstlied hätten sie ja eine - brach liegende - historische Musikrichtung zur Verfügung, die international keinen rechten Widerpart hat und sich als Gegengewicht zu Folk- und Folklore-Trends positionieren ließe. Schön also, dass zumindest der Pianist Kai Schumacher seinen Musiker-Kollegen Gisbert zu Knyphausen überreden konnte, sich dem Sujet zu nähern (worauf dieser offensichtlich von selbst gar nicht gekommen wäre) - da er Parallelen im Tun des Songwriters Gisbert zu dem liedorientierten Schaffen des Komponisten Franz Schubert und dessen Librettisten zu erkennen glaubte.

Recht hat er und gut daran getan obendrein. Denn das zunächst nur als Event-Show geplante Projekt entwickelte sich mit der Zeit zu einer Herzensangelegenheit der beiden Protagonisten - und so kommen dann auch die Fans, die nicht bei den Live-Präsentationen des Materials dabei sein konnten, in den Genuss, Schubert zu hören wie es ihn noch nie gegeben hat. Denn Schumacher und Gisbert genügte es nicht, einige Schubert-Lieder im klassischen Liederabend-Stil neu aufzulegen, sondern durch waghalsige, avantgardistische Arrangements und die doch sehr eigene Vortragsweise Gisberts dem Material den Staub der Jahrhunderte abzustreifen - und dabei zuweilen auch die Bedeutung und die Stimmung der ausgewählten Lieder mächtig umzudeuten. Lediglich in dem Bemühen, den Liedern durch ulkige vokale Spaß-Einlagen die bleierne Schwermut und Düsternis zu nehmen, sind sie vielleicht über das Ziel hinausgeschossen; denn gerade in dieser Schwermut und Düsternis liegt ja der Reiz des Materials.


-Ullrich Maurer-


 

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