Ausgerechnet in der Pandemie wurde Markus Maria Jansen von der Kreativität überwältigt und kramte nicht nur für die Restrospektivarbeit "Baby Beuys und die Rücksichtslosigkeit der Hasen" im Archiv, sondern bewegte auch Mike Pelzer und seine Bandkumpels von M. Walking On The Water, sich in die jeweiligen Heimstudios zu begeben, um das zwölfte M.-Album "Lov" in Angriff zu nehmen, "ohne keinen einzigen Tag zusammen Musik gemacht, geschwitzt, sich gestritten zu haben und den ganzen Scheiß", wie es in der aktuellen Bio heißt. Dass sie das Ergebnis dennoch "Short-Distance-Psycho-Folk 2021" nannten, obwohl bei dem Datenaustausch wohl das "e" im LP-Titel verloren gegangen sein musste, gehört zum Programm, denn irgendetwas für jedermann schlüssig Nachvollziehbares, Offensichtliches zu machen, gehörte ja noch nie zur Aufgabenstellung im Hause Jansen/Pelzer (die ja nach wie vor für das Songwriting verantwortlich zeichnen).

Tatsächlich bietet das neue Werk - ob absichtlich oder zufällig - so ziemlich alle Aspekte des Walking-Kosmos. Angefangen von den Theater-Roots über die schnell hinzugekommenen Weird-Folk-Elemente bis zum angeschrägten, leicht unsteten Folkpop der heutigen Weltsicht. Lediglich die elektronischen Spielereien der Spätneunziger "File"-Phase wurden ausgespart. Zum Glück. Kaum zu glauben, dass M. Walking On The Water selbst dann ein Mal zu den erfolgreichsten Indie-Bands zählten, als sie einen Major-Vertrag in der Tasche hatten. Heutzutage agieren sie dann wieder Indie-as-they-come. Mal sehen, wie das Ganze in Zeiten des Umbruchs und der Unplanbarkeit funktioniert. Die angedachte Winter-Tour musste jedenfalls gleich wieder auf das nächste Jahr verschoben werden.