Was könnte man denn tun, um dem klassischen Folksong mal wieder ein Generationen-übergreifendes Denkmal im interkontinentalen Dialog zu setzen, ohne dabei auf Klischees zurückzugreifen oder im Traditionalismus zu versinken? Das - oder ähnliches - muss sich der schottische Barde Malcolm MacWatt gedacht haben, als er das Projekt "Settler" in Angriff nahm. Sein Rezept war dabei ein recht originelles: Anstatt bekannte Traditionals zu covern, schrieb er eigene Songs in der Tradition schottischer Emigranten, die die Art von Musik, die er jetzt auf "Settler" mit einem dezidierten Americana-Touch inszenierte, dereinst überhaupt erst ihrerseits in die USA exportiert hatten. Damit nicht genug: Die Hälfte seiner Mörderballaden, Moritaten und musikalischen Tagebucheinträge sind als Duette angelegt, für die er veritable Mitstreiter(innen) auf beiden Seiten des Atlantiks finden konnte, die speziell den weiblichen Charakteren seiner Songs ein zuweilen zwischenweltliches Eigenleben einhauchten (denn nicht alle lebten zum Zeitpunkt, in dem die Geschichten erzählt werden noch). Dazu gehörten Gretchen Peters, Laura Cantrell und Jamiee Harris auf der amerikanischen Seite und Eliza Carthy auf der britischen. Folk-Crack Kris Drever steuerte zusätzlich für den Song "John Rae's Welcome Home" ebenfalls Gast-Vocals und noch einen elektrischen Gitarrenpart bei. Kurz gesagt: Wenn schon völkerverbindende Traditionspflege, dann aber bitte nur so lebendig und authentisch wie in diesem Fall.