Es muss wieder ein Mal gesagt werden: Die Treetop Flyers stammen aus Stoke Newington und nicht etwa aus Los Angeles. Bereits auf ihren ersten drei Alben machte das aus Reid Morrison, Sam Beer und Laurie Sherman (der auch als Produzent agiert) bestehende Trio in Sachen Americana - allerdings zunächst auf eine überschaubare, folkige Weise. Auf ihrem neuen Werk werden nun allerdings auf der musikalischen Seite alle möglichen Stöpsel gezogen. Auf "Old Habits" agieren die Flyers mit dem Charme, die auch Westcoast-Bands wie Steely Dan, die Byrds oder die Eagles in den 70s mit ihren handwerklich brillant inszenierten, von ausgeklügelten Harmoniegesängen getragenen Softrock-Elaboraten versprühten. Hinzu kommen dieses Mal eine gehörige Portion Blues, Memphis- und Motown-Soul (mit viel Bläser-Power) und fette Southern-Rock-Grooves. Alles also Sachen, die britischen Bleichgesichtern für gewöhnlich eher fremd sind. Um ihre Identität aber nicht ganz an die Kolonien abgeben zu müssen, machen die Flyers das inhaltlich dadurch wett, dass sie sich klassische britische Themen vornehmen und über Kitchen Sink-Dramen aus der Nachbarschaft und die Heimat an sich singen (während es ihre US-Kollegen ja dichterisch stets eher in die Ferne zieht). Man mag dazu stehen wie man will - aber songwriterisch und handwerklich gibt es da nun wirklich nichts zu meckern.