"Solotude" ist in gewisser Weise eine Fortsetzung des 2019er Solo-Albums "Dreamtime" des seit einigen Jahren in Bayern ansässigen südafrikanischen Meisterpianisten Abdullah Ibrahim, welches dieser anlässlich seines 86. Geburtstages im letzten Jahr mit einer Skeleton-Crew unter Pandemie-Bedingung bei einer Performance in der für ihre Akustik gelobten Konzerthalle des Wirtshauses Hirzinger in Söllhuben im Chiemgau einspielte (in der ansonsten Volksmusik-Festivals für den Bayrischen Rundfunk aufgezeichnet werden). Das Fehlen eines Publikums macht sich bei dieser Live-Aufnahme natürlich positiv bemerkbar, denn klangtechnisch ist die Aufnahme von einer Studioproduktion so schlicht nicht zu unterscheiden. Ibrahim nutzte die Gelegenheit, einige seiner eigenen Favorites (darunter als mehrfach wiederholtes Leibthema auch der Schlüsseltrack "Blue Bolero" seines "Dreamtime"-Albums) sowie einige brandneue Kompositionen in betont gelassener Atmosphäre neu einzuspielen, die seine stetige Hinwendung zu ruhigen, fast schon ambientmäßigen Soundscapes wieder ein Mal eindrucksvoll unter Beweis stellt. Lange schon hat sich Ibrahim von seinen jazzigen Roots gelöst, die aus der Zeit rühren, in er er als Dollar Brand mit illustren Kollegen wie Hugh Masakela und nach seinem Exodus in die USA auch mit Duke Ellington, Don Cherry, Ornette Colman oder John Coltrane musizierte und sich dabei stets als Gegner der Apartheid positionierte (und von Nelson Mandela als "afrikanischer Mozart" gelobt wurde). Nachdem Ibrahim sein letztes Band-Album "The Balance" bereits 2019 veröffentlichte sind "Dreamtime" und nun auch "Solotude" klare Bekenntnisse zur Reflektion und Meditation.