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14.01.2022
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Birds On A Wire - Ramages

Birds On A Wire - Ramages
Le Label/Pias/Rough Trade
Format: LP

Birds On A Wire ist weniger ein Bandname als eine Art Sammelbegriff, unter dem die Französisch/Amerikanische Sängerin Rosemary Standley (von der Band Moriarty) und die Französisch/Brasilianische Cellistin und Sängerin Dom La Nena ihre in unregelmäßigen Abständen aufbrechenden, genre- und stilübergreifenden Cover-Projekte zusammenfassen. 2014 Veröffentlichten sie unter diesem Oberbegriff erstmals eine Sammlung von Coverversionen - damals inspiriert von dem Namensgebenden Song von Altmeister Leonard Cohen -, mit der sie so ziemlich alle Konzepte, die man mit einem solchen Unterfangen in Einklang bringen könnte, miteinander verband. Denn anstatt sich auf ein bestimmtes Genre festzulegen, legten Rosemary und Dom von vorneherein großen Wert darauf, alles Mögliche aus den Bereichen Klassik, Folk, Folklore und natürlich klassischem Songwriting nebeneinanderzustellen und insbesondere gesanglich in einem reduzierten, weitestgehend mit dem Cello erzeugten Folk-Setting auszuloten.

Auch das neue - in ihrer Heimat Frankreich bereits 2020 gefeierte und nun in einer um vier Tracks erweiterten Deluxe Version auch international aufgelegte - Album "Ramages" bietet eine erstaunliche Bandbreite an Stimmungen, Sprachen, Klängen, Stilen und Quellen, die Birds On A Wire mit nonchalanter Eleganz zu einem schlüssigen, multikulturellen Potpourri verquicken. Die Songs werden dabei gekonnt multilingual interpretiert, wobei dieses Mal neben Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch auch noch Bretonisch, Deutsch, Katalanisch, Griechisch, Portugiesisch, Bulgarisch und Russisch hinzukommen (was auf den hohen Anteil von folkloristischem Grundmaterial zurückzuführen ist). Beispiele konventioneller, zeitgenössischer Songwriterkunst finden sich auch - sind jedoch im Vergleich eher selten zu vertreten. So gibt es beispielsweise Jacques Brels "Sur la Place", Cohens "Who By Fire", den von Pete Seeger bekannt gemachten Union-Song "Which Side Are You On, Boys", "Within You Without You" von den Beatles oder "Wish You Were Here" von Pink Floyd einträchtig neben - gerne auch mal politisch motivierten - Folklore-Weisen aus Südamerika, West- und Osteuropa, oder den USA - ohne dass das zu einem Bruch in Bezug auf das Hörvergnügen oder die Erweiterung des musikalischen Horizontes führte. So lässt man sich musikalische Grundlagenforschung gerne gefallen.


-Ullrich Maurer-


 

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