Wahrscheinlich hätten sich Britt Daniel und Jim Eno auch nicht erträumen können, dass sie 30 Jahre nachdem sie sich in einem Übungskeller in Austin, Texas, eine Band namens Spoon gründeten, immer noch zusammen Musik machen würden. So ist das aber: "Lucifer On The Sofa" ist das zehnte Album der zur Zeit zu einem Quintett angewachsenen Band - aber merkwürdigerweise das erste, das auch im heimatlichen Austin eingespielt wurde (was daran lag, dass Daniels lange Zeit in L.A. residierte). Vielleicht ist das aber auch der Grund, warum dieses besonders bodenständig ausgefallen ist. Während sich Spoon in der Vergangenheit nämlich gerne auch mal in Richtung Power-Pop orientierten und auf dem letzten Album "Hot Thoughts" von 2017 sogar mit Elektronik hantiert wurde, wenden sich Daniel auf diesem neuen Werk bewusst archaischeren Musikformen - namentlich Blues, Roots-Rock und Gospel (freilich einem Gospel according to Spoon) zu; die zudem noch schnörkellos und erdig aufgefasst und in Anlehnung an den rohen Bühnensound der Band eingefangen wurden. Statt Computersounds gibt es dafür dieses Mal einige Tracks, die mit Blasinstrumenten und organischen Keyboardsounds augmentiert wurden. Auch wenn Daniels als Songwriter inzwischen über eine gehörige Bandbreite an attraktiven musikalischen Ideen verfügt, ist "Lucifer On The Sofa" trotz aller kompositorischer Schlenker, struktureller und melodischer Eingebungen und arrangementstechnischen Finessen eine Rockscheibe - was auch daran lag, dass das Material nach den Lockdowns gemeinsam live im Studio eingespielt wurde. Mag sein, dass sich vergangene Spoon-Werke produktionstechnisch ambitionierter gebärdeten: Das hier ist der wahre Deal, aus dessen Geist die Band ursprünglich hervorging.