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08.04.2022
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Michelle Willis - Just One Voice

Michelle Willis - Just One Voice
Ground Up
Format: CD

Als die in England geborene kanadische Songwriterin und studierte Jazzerin 2016 von Toronto nach Brooklyn zog und sich einen Job als Hausmusikerin in den legendären aber überraschend kleinen Rockwood Music Hall-Clubs in der New Yorker Lower East-Side ergatterte, blieb das nicht lange unbemerkt. Innerhalb kürzester Zeit arbeitete sie mit David Crosby in verschiedenen Bandprojekten, schloss sich Becca Stevens' Band an und arbeitete in der Folge für oder mit Iggy Pop, Laura Mvula und Michael McDonald - bis sie dann ihr Stil- und Genre-sprengendes Debüt-Album "See Us Through" vorlegte. Mit "Just One Voice" schließt sie nun an dieses Album an - setzt aber nochmal eins drauf.

Mit Produzent Fab Dupont begab sie sich auf die Suche nach einer Art emotionalen Ruhepol - was verwunderlich ist, da sie die Songs im hektischen Tourleben schrieb. Ermutigt von ihren Mentoren beschloss sie, nicht einfach ein weiteres Selbstfindungsalbum einzuspielen, sondern ein Statement in Sachen Selbstbewusstsein und Empowerment zu machen, das auch auf der kompositorischen und musikalischen Seite neue Maßstäbe für sie selbst setzen sollte. Logischeweise konnte sie dabei auf ihre Connections zurückgreifen und ließ sich von David Crosby, Michael McDonald, Becca Stevens - aber auch von ihrem kanadischen Songwriter-Kollegen Taylor Ashton und dem Schweizer Mundharmonika-Virtuosen Gregoire Maret - unterstützen. Nicht, dass sie das nötig hätte, denn Michelle Willis ist auch ganz alleine in der Lage, verschiedene Stimmungen, Stile, Emotionen und Geschichten mit ihrem Vortrag und ihrem kompositorischen Geschick an die Hörer heranzutragen. Dabei brilliert sie gesanglich als vielseitig zwischen Jazz, R'n'B, Soul und Blues changierende Performerin und überzeugt auf der harmonischen und kompositorischen Ebene mit einer unglaublichen Wandlungsfähigkeit und Komplexität. Case In Point wäre etwa der mit nonverbalen Gesangsharmonien angereicherte Instrumental-Opener "10th", der in Sachen Stimmungs-, Rhythmus-, Harmonie- und Melodie-Wechsel Brian Wilsons Bemühungen mit dem Track "Let's Go For A While" vom "Pet Sounds"-Album sogar noch in den Schatten stellt. Musikalisch hat sich Michelle Willis für dieses Album nicht für einen konkreten Stil entschieden, sondern gleitet elegant zwischen Jazz-, R'n'B-, Funk-, Gospel-, Soul- und Pop-Elementen hin und her. Das alles läuft auf einer dezidiert organischen Ebene ab und kommt vollkommen ohne Anleihen bei aktuellen HipHop-, Sampler- oder Autotune-Techniken aus.


-Ullrich Maurer-


 

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