Was macht ein etablierter Rockstar, dem die eine Hälfte seiner Kritiker vorwirft, immer dasselbe zu machen und die andere, dass er sich nicht auf ein Genre festlegen könne und keine eigene Linie verfolge? Nun, das, was er immer schon gemacht hat: Sich nicht um die Widersprüche der Kritiker kümmern und unbeirrt mit dem weiterzumachen, was er für richtig hält. Dabei geht es Mike Scott gar nicht darum, irgendwelchen Prinzipien treu zu bleiben (obwohl er sich mit den letzten drei Waterboys-Alben - oberflächlich betrachtet - eher an klassischen Genres wie (Northern)-Soul oder Blues orientierte), sondern sich selbst Herausforderungen zu suchen, an denen er sich ergötzen könnte. Das muss nicht immer spektakulär sein: Auf dem Album "Where The Action Is" entdeckte er zum Beispiel eher zufällig den Reiz verschleppter Rap-Ästhetik (die er auf dem neuen Werk wieder aufgreift) und auf dem 15. Waterboys-Album war es nun der Reiz, mit dem Produzenten und Songwriter Simon Dine aus Manchester für sechs der neun Tracks eine songwriterische Schicksalsgemeinschaft einzugehen, um zu neuen kreativen Impulsen zu finden. Hinzu kamen einige für Scott erstaunlich konkrete politische Kommentare (der Song "Liar" ist eine Anti-Trump-Ode und den alten, von Leonard Cohen unsterblich gemachten Folk-Gospel "Passing Through" aktualisierter er mit aktuellen Bezügen - etwa auf George Floyd) und das Robbie Robertson-Cover "Once Were Brothers". Das Ergebnis ist eine trotz allem nicht untypische Waterboys-Scheibe, der sich allerdings nun wirklich schwerlich vorwerfen ließe, dass Scott wieder das Selbe mache noch keine eigene Linie verfolge.