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27.05.2022
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Flower Face - The Shark In Your Water

Platte der Woche

KW 21/2022


Flower Face - The Shark In Your Water
Nettwerk/Warner Music
Format: LP

Auf ihrem dritten Album setzt die kanadische Songwriterin Ruby "Flower Face" McKinnon ihre poetische Reise auf der Suche nach dem "Selbst" fort, die sie mit ihrem zweiten Werk "Baby Teeth" begann, welches sie 2018 unmittelbar nach einer überstandenen Krebserkrankung einspielte. Während sie sich auf "Baby Teeth" dabei eher mit den äußeren Umständen beschäftigte, denen sie sich bei der Verarbeitung des Traumas ihrer Erkrankung und der damit einhergehenden Konfrontation mit dem Tod ausgesetzt sah, wendet sie ihren Blick dieses Mal eher nach innen, um - wie sie sagt - die rauen, düsteren Teile ihres Ichs zu akzeptieren und dabei nicht mehr zu versuchen, diese zu vergraben. Will meinen: Besonders lustig ist dieses Album also schon mal nicht - dafür aber von fragiler, profunder Schönheit und emotionaler Intensität.

Als musikalisches Setting hat sich Ruby einen Mix aus Dream-, Art-, Indie- und Kook-Pop ausgesucht, den sie mal folkig/verträumt, mal rockig und mal psychedelisch aufgebohrt interpretiert. Ihr besonderes Talent als Dichterin offenbart sie mit einer von blumigen Metaphern und traumähnlichen Sequenzen durchzogenen, lyrisch/poetischen Sprache, mit der sie eigene Erlebnisse - in Songs wie "Sugar Water" oder "Spiracle" auch noch mal mit Bezug auf ihre Krankheitsphase - aber auch Referenzen aus Literatur, Film und Natur zu einem schlüssigen, poetischen Kosmos verquickt. Manche Formulierungen und Phrasen lassen dabei eine Eleganz erkennen, die ihr Landsmann Leonard Cohen wohl auch nicht verblüffender und schöner hinbekommen hätte - wobei Ruby aber definitiv eine ganz eigene, feminine Note zuzuschreiben ist. Vor allen Dingen gelingt es Ruby über ihre Sprache (und ihre Performance) aber mühelos, die Dringlichkeit ihrer Kunst glaubwürdig zu vermitteln - ein Umstand, der vielen Kolleg(inn)en gelegentlich abgeht. Und für Freunde des Dreampop-Genres bietet diese Scheibe auf der musikalischen Seite dann auch wirklich alles, was sich in dieser Richtung sinnvollerweise verquicken ließe.


-Ullrich Maurer-


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