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10.06.2022
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Nick Mulvey - New Mythology

Nick Mulvey - New Mythology
Virgin/Universal
Format: LP

Ursprünglich war Nick Mulvey ja mal Gründungsmitglied des Neo-Folklore-Ensembles Portico Quartet. Nachdem er aber 2017 seine Karriere als Solo-Songwriter losgetreten hat, hatte er sich von den musikalischen Ursprüngen insofern losgesagt, als dass er einen Stil als klassischer romantischer Liedermacher mit poppiger Note anstrebte. Bevor er sich - nun wohl endgültig - im UK niederließ (wo er auch eine Familie gründete und Vater wurde), lebte er längere Zeit auf Ibiza. Aus diesen Landmarken lässt sich dann auch der musikalische Stil des neuen Albums ableiten: Es ist nämlich ein melancholisches Sommeralbum mit mediterranem Flair und englischer Nachdenklichkeit geworden.

Das ist aber nur eine Seite der Medaille, denn für jemanden, der mal mit Instrumentalmusik gestartet war, offenbart Nick auf seinem neuen Werk eine bemerkenswerte lyrische Tiefe und eine überraschend poetische Note. Als Thema hat sich Mulvey - genau genommen - keine neue Mythologie ausgedacht (das ist eher eine ironische Metapher für unser pseudoreligiöses Verhältnis zu Social Media & Co.), sondern dokumentiert anhand liebevoll formulierter, detailreicher Charakterstudien und Szenen-Beschreibungen seine Lebensreise - sowohl im topographischen wie auch im spirituellen Sinne - und offenbart dabei eine klassische, britische Bodenständigkeit. Sein Zentrum scheint er nämlich nicht im Wechsel der Umgebung, sondern in der Verankerung seines persönlichen Umfeldes gefunden zu haben. "The Time Of The Lone Wolf Is Done" erklärt er in dem Song "Star Nation" - und das ist nur eine von vielen schönen poetischen Aphorismen, die Mulvey einfallen. Ehrlich: Sehr viel auszusetzen gibt es nicht an "New Mythology".


-Ullrich Maurer-


 

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