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08.07.2022
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Neil Young & Crazy Horse - Toast

Neil Young & Crazy Horse - Toast
Reprise/Warner Music
Format: LP

Aufgepasst: Im August erscheint ein neues Live-Album namens "Noise & Flowers" von Neil Young & Promise Of The Real. Bei dem nun vorliegenden "Toast" handelt es sich hingegen um eine Veröffentlichung im Rahmen der Archive-Reihe. Das hat damit zu tun, dass das Werk schlicht bereits vor über 20 Jahren eingespielt wurde und von Neil Young - ohne wirkliche Erklärung - bislang unter Verschluss gehalten wurde. Nun endlich liegt das von Neilologen schon ehrfürchtig und gerüchteweise diskutierte Album, von dem bis auf drei der sieben Nummern die Tracks bereits seit Anfang des Milleniums zum Live-Repertoire des Meisters gehörten, endlich in der Studio-Version vor sich. Und diese hat es in sich - einfach weil Young zu jener Zeit noch Lust hatte, neue Songs zu schreiben, anstatt sich lustlos mit dem Würfeln der Versatzstücke aus seinem reichhaltigen Repertoire zu beschäftigen, wenn es daran ging, mal wieder ein neues Werk einzuspielen - wie zuletzt das glanzlose "Colorado" und weniger deutlich das wackelige "Barn" belegten.

Tatsächlich enthält "Toast" nun Tracks wie "Goin Home" oder "Standing In The Light Of Love", denen Kollege Wohlfeld bereits 2001 anlässlich eines Konzertbesuches zu recht das Potential zu Instant-Young-Klassikern prophezeite. Ausschlaggebend ist aber, das sich Young und Crazy Horse damals noch gegenseitig zu Höchstleistungen inspiriert zu haben schienen und somit jede ausufernde Jam-Passage zu einem musikalischen Hochgenuss anstatt einer nervigen Fingerübung gereichte. "Going Home" (das in einer konzentrierteren Form bereits auf dem 2002er Album "Are You Passionate" zu finden war) kommt in dieser Ur-Version mit einer Laufzeit von fast acht Minuten daher und bietet ebensowenig Leerlauf wie die beiden Monster Epen "Gateway Of Love" und "Boom Boom Boom" mit 10 bzw. 13 Minuten. Und dann noch etwas: "Toast" ist keine ziellose Songsammlung, sondern ein Konzeptalbum - wie so einige Young-Alben aus dieser Phase. Während er sich später in "Greendale" als Theater-Impresario oder in "Living With War" als Polit-Rocker versuchte, diskutiert er auf "Toast" die Themen, die dem unausweichlichen Ende einer Beziehung vorangehen, in der die Beteiligten bereits realisieren, aber wohl noch nicht wahrhaben wollen, dass es bergab geht. Ergo die leicht melancholische Note, die aber ja sowieso ein Markenzeichen des Meisters ist.


-Ullrich Maurer-


 

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