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22.07.2022
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Sarajane - Milk & Money

Sarajane - Milk & Money
McNificent/Kontor
Format: CD

Dass das zweite Album "Fuel" der Wahlhamburgerin Sarajane nicht ganz so gut funktioniert hatte, wie die Parameter (eine feste Verankerung in der Hamburger Szene, ordentliches Songmaterial und produktionstechnische Erfahrungen) eigentlich verheißen hätten, lag - wie sich nun herausstellte - wohl daran, dass die Scheibe keinen klaren emotionalen Anker hatte. Das ist auf dem neuen Album "Milk & Money" deutlich anders, denn hier zeichnet Sarajane - inspiriert von der Geburt ihres Sohnes - anhand anschaulicher Beispiele, Analogien und Szenarien das Bild einer Frau, die den Spagat zwischen Privatleben ("Milk") und Beruf(ung) "Money" mit sicherer Hand, Konsequenz, Kreativität, Selbstbewusstsein und auf der künstlerischen Seite scheinbar sogar einer gewissen Leichtigkeit meistert.

Diese Fokussierung machte sich auch in musikalischer Hinsicht deutlich, denn die Scheibe ist eine einzige Abfolge mitreißender, eingängiger potentieller E-Pop-Hits, die Sarajane vergleichsweise unspektakulär, aber enorm ökonomisch und effektiv auf das Wesentliche reduzierte und dabei Gimmicks wie R'n'B-Sprengsel, HipHop Referenzen oder Rap-Elemente nur noch songdienlich und nicht mehr als Selbstzweck in ihre Soundpalette integrierte. Das - und der Umstand, dass sie sich in einem solchen Umfeld mit Hingabe der inhaltlichen Komponente ihres Tuns widmet - macht diese Scheibe zu einer der attraktivsten und interessantesten Pop-Scheiben des Sommers. Punkt. Und wenn die Piano-Power-Ballade "Something To Lose" nicht umgehend an die Spitzen der Charts wandert, dann liegt das nur daran, dass so etwas im korrumpierten Formatradio-System einfach nicht vorgesehen ist.


-Ullrich Maurer-


 

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