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28.10.2022
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Native Harrow - Old Kind Of Magic

Native Harrow - Old Kind Of Magic
Loose/Rough Trade
Format: LP

Es brauchte zwei Jahre und einen Umzug von den USA ins britische Bristol, um Devin Tuel und Stephen Harms zu motivieren, das nun vorliegende, definitive Native Harrow-Album einzuspielen. Vermutlich liegt es daran, dass das Duo, das wesentliche Teile seines Musikanten-Lebens mehr oder minder rastlos durch die Gegend gezogen war (und zeitweise sogar in einem Camper lebte), nun sesshaft geworden ist und somit mehr Zeit und Muße hatte, an den Songs zu feilen, dass diese - im Vergleich zu den bisherigen, oft eher atmosphärisch als songwriterisch angelegten Arbeiten - nun in ihrem jeweiligen Idealzustand aus den Boxen quellen.

Das hat viele Gründe: Zum einen zeigt Devin Tuel als Songwriterin endlich ein Mal Mut zur konventionellen Songstruktur, zu griffigen Strophe-Refrain-Folgen und vor allen Dingen zur Melodie und Stephen Harms ließ seinen Ambitionen als Arrangeur freien Lauf und nutzte die Gelegenheit, zusammen mit anderen Musikern auf Ressourcen zurückzugreifen, die ihm bislang eben nicht zur Verfügung standen - wie z.B. eine psychedelische Ray-Manzarek-Gedächtnis-Orgel, E-Piano, eine Oud, ein Mellotron oder ein Cembalo. Das heißt nicht, dass Native Harrow nun auf ihre transzendenten Momente, auf ihre Ambient-Vorlieben und Trance-artigen Mantras verzichten wollen - sondern nur, dass sie im Kontext der Songs eingebunden sind. Und dann noch etwas: Die musikalischen Inspirationsquellen schienen Devin und Stephen dieses Mal eher an der Westcoast als im ruralen Herzland der USA gefunden zu haben - wie bislang. Das hat dann zur Folge, dass sich die Stimmung von den klassischen Americana-Anklängen der Vergangenheit mehr in Richtung Laurel-Canyon-Vibes, Psychedelia und Bay Area-Rock entwickelte. Mal so gesagt: Native Harrow scheinen genau jene Old Kind Of Magic gefunden zu haben, die sie im Titel des Albums besingen und schon lange gesucht haben. Und "As It Goes" hätten die Doors sicher auch nicht schöner hinbekommen können.


-Ullrich Maurer-


 

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