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22.04.2002
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The Cooper Temple Clause - See This Through And Leave

The Cooper Temple Clause - See This Through And Leave
Morning/BMG
Format: CD

Der Schlachtruf kommt spät. Bis The Cooper Temple Clause im siebenten Song "Let's Kill Music" fordern, ist die Arbeit fast erledigt. Da liegt sie, die Musik, ein Häufchen Elend, und rührt sich kaum noch. Und das Schlimmste: Sie wurde mit ihren eigenen Waffen besiegt, von einem Sextett aus Reading, einer trostlosen Stadt westlich von London, in der einmal im Jahr ein großes Festival stattfindet und die den Rest des Jahres nur dazu taugt, mit dem Auto um den Block zu fahren und furchtbar schlechte Laune zu haben. Wenn es hier schon so ätzend ist, haben sich die Jungs wohl gedacht, dann machen wir doch einfach etwas kaputt. Flugs fanden sie in der Musik ihr Opfer und rückten ihr zu Leibe. Die Foltermethoden sind so gemein wie großartig: Erst wird ihr in "Did You Miss Me" Angst gemacht. Dazu benutzt man Synthesizer-Klänge, die sich in Höhenlagen kurz unter der Schmerzgrenze bewegen. Hinzu kommt eine gespenstisch sägende Gitarre und hypnotischer Gesang, der Schlimmes erahnen läßt. Und richtig, die Befürchtungen werden wahr, im nächsten Moment setzen die Schocks ein. Es folgt eine ganze Serie krachender Elektrorock-Nummern, die vor wüsten Tonart-Sprüngen nur so strotzen. Über diesem Spektakel wird öfters noch äußerst harmonisch gesungen, um die Verwirrung perfekt zu machen. Zwischendurch wird auch einmal etwas Fahrt heraus genommen - jedoch nur, damit das Opfer sich darüber klar wird, was alles weh tut, bevor der nächste Stoß kommt. Am Ende stirbt es vor Angst, während des verstörenden, sich von hinten anschleichenden "Murder Song". The Cooper Temple Clause haben es geschafft. Sie haben die Musik getötet. Und es war eine Freude, dabei zuzuhören.


-Christian Zeiser-


 

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