Musikalische Fabeln sind ja selbst in der Folkmusik eher unterrepräsentiert. Schön also, dass der in Folkkreisen hoch angesehene Musicians Musician Ben Bedford aus Illinois sich dem Thema auf seinem sechsten Album zuwendet. Wenngleich weder beabsichtigt noch freiwillig. Denn Ben geriet - ausgerechnet während der Pandemie - in einen unangenehmen Strudel privater Zerwürfnisse. Eine Scheidungs-Affäre und psychische Probleme durch seine Zwangsstörungen und obendrein eine Depression brachten ihn schließlich dazu, auf seine Art mit diesen Widernissen umzugehen: Er schrieb 30 Songs und Instrumentals. Dabei stellte er - im Nachhinein - Verbindungen zwischen den einzelnen Songs fest und versuchte, das Material in Form eines Soundtracks mit einer durchgehenden Geschichte zu konkretisieren. Es fehlte aber noch ein Aspekt - und den fand Bedford, indem er nicht reale oder fiktive Menschen, sondern Tiere zu den Protagonisten seiner Story machte. So werden wir dann Zeuge, wie Meister Hase sich auf die Suche nach seinen Freunden und dem Glück macht und dabei allerlei Abenteuer mit Wieseln, Wölfen, Leoparden, Nattern, Bären und Füchsen erlebt, bevor er dann Zuflucht und Glückseligkeit im Bau von Mutter Dachs findet. Dass das alles ein wenig an Watership Down erinnert, ist natürlich klar - aber ebenfalls nicht wirklich beabsichtigt.

Musikalisch fängt Bedord das in Form sparsam instrumentierter, aber mit virtuosem, wieselflinken Geschick (man möge das Wortspiel entschuldigen) dargebotenen Folksongs ein - wobei er insbesondere bei den Instrumentals Interesse an Prog-Strukturen und jazzigen Passagen zeigt. Und Harmonium, Banjo und eine Steel-Gitarre gibt es auch zu hören - übrigens ohne, dass Bedford dabei klassische Americana-Setting bemüht. Das ist dann mal eine Scheibe für all jene, denen die ganzen deprimierenden Selbstbespiegelungs-Scheiben aus den Lockdowns langsam zu viel werden.