Natürlich könnte man sich schon die Frage stellen, warum es Scheiben wie diese überhaupt gibt. Denn bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um den Mitschnitt eines Live-Konzertes, das die Altmeisterin des gesitteten Adult-Contemporary-Songwritings 1995 in der New Yorker Central Station bestritt. Die aktuelle Bio erweckt dann den Eindruck, als handele es sich hierbei um einen Versuch, die Künstlerin die seit zehn Jahren kein neues musikalisches Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat, für eine jüngere Generation wieder schmackhaft zu machen. Ob dieses Album dafür das geeignete Vehikel ist, mag dahingestellt bleiben.

Auf der Plus-Seite zu verbuchen ist der Umstand, dass Simon mit ihrer Band mit großem Besteck in der Central Station aufgetreten ist. Das ist insofern bemerkenswert, als dass es sich um eine Surprise-Show handelte, die wohl in der riesigen Empfangshalle des Bahnhofs initiiert wurde - was eine logistische Meisterleistung dargestellt haben dürfte, die sich - dank eines neuen Mixes des Material - dann aber auch durch eine brillante Soundqualität bezahlt machte. Auf der Minus-Seite wäre dann zu melden, dass sich Carly Simon mit dieser Show an ihre Zeitgenossen richtete und ihr damals aktuelles Programm in den Vordergrund stellte - und nicht etwa ihre Greatest Hits. Beispielsweise fehlen auf der Setlist Hits wie "You're So Vain" oder "Nobody Does It Better". Für Fans der Songwriterin ist diese Scheibe dann wieder von Interesse, weil einige Tracks - wie z.B. "Let The River Run" - in geradezu monumentalen Versionen aufgefahren werden. Sagen wir mal so: "Live At Grand Central" ist das, was der Engländer als "Mixed Bag" bezeichnen würde.