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08.04.2002
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Neil Young - Are You Passionate?

Platte der Woche

KW 15/2002


Neil Young - Are You Passionate?
Reprise/WEA
Format: CD

Ob man nun leidenschaftlich ist oder nicht, so muß man doch attestieren, daß diese 38. Neil Young-Scheibe zweifelsohne mit zu seinen besten zählt. Dies nicht nur, weil Neil auf dieser CD erstmalig mit Booker T. Jones zusammenarbeitet - und damit übrigens allen Neil Young-Emulatoren einen Ausweg aus der genrespezifischen Malaise aufzeigt -, sondern vor allem, weil es durchweg ausgezeichnete Songs gibt. Der typischste Neil Young-Rocker alten Kalibers ist zweifelsohne das mit Crazy Horse eingespielte "Going Home". Das ist eine stampfende Mid-Tempo-Nummer, die von General Custers letztem Gefecht erzählt (und mit sowas kommt auch nur Neil Young ungestraft davon!). Ansonsten steht diese Scheibe ganz im Zeichen von Booker T. und seiner Hammond Orgel. Weil ebenfalls Booker T.- (und Blues Brothers-) Bassist Duck Dunn mitspielt (der auch den Song "Differently" singt), ist dies gewiß auch Neils souligste Scheibe geworden. Und das hat jetzt nichts mit den z.T. parodistischen Eskapaden von "This Note's For You" zu tun, sondern das kommt alles schön mitten aus dem Bauch. Die Kombination von Soul-Groove, Hammond Orgel, Neil Young-Gesang und -Gitarre ist ebenso gewagt wie faszinierend. So etwas hat man sich im Prinzip immer schon gewünscht - ohne daß einem das bewußt gewesen wäre. Natürlich klingt diese Scheibe nicht modern oder hip und natürlich verzichtet Neil nur deshalb, weil er etwa mit einer lebenden Legende zusammenarbeitet, nicht auf ausufernde Epen - gerade das aber macht ja den Reiz der CD aus. Neben den Booker Ts und Crazy Horse sind noch die Young-Family (Astrid und Pegi) und Crazy Horse Gitarrero Poncho Sampredo zu hören und es gibt mit "Let's Roll" eine - zumindest musikalisch - bemerkenswert unsentimentale und düstere Hommage an die Helden des 11.09. (Neil ist ja spezialisiert auf sowas - man denke nur an die "Sleeps With Angels" Scheibe, mit der er Kurt Cobain würdigte). Wieder einmal zeigt also Neil Young allen Mitbewerbern, was eine Harke ist; wie man - auch im Alter von 56 Jahren - noch Maßstäbe setzen kann und bleibt somit zum Glück verläßlich in seiner Unverläßlichkeit.


-Ullrich Maurer-


 

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