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03.03.2023
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Bria - Cuntry Covers Vol. 2

Bria - Cuntry Covers Vol. 2
Sub Pop/Cargo
Format: LP

Das zweite Album von Bria Salmena und Duncan Hay Hennings ist in gewisser Weise sogleich Fortsetzung wie Gegenstück zum ersten "Cuntry Covers"-Werk von 2021. Die beiden kanadischen Indie-Musiker setzen mit dieser Sammlung von Covern mehr oder minder obskurer Country-Songs zwar an das Konzept an, das - normalerweise patriarchalisch geprägte - Genre mit einer dezidiert feministischen Sichtweise sozusagen von hinten aufzurollen - legen aber auf der musikalischen Seite mit Hilfe einiger Freunde aus der Underground-Szene von Toronto eine experimentellere Herangehensweise an den Tag. Dabei zehren sie gleichermaßen von ihren Tagesjobs als Mitglieder der Indie-Band Frigs und Musiker in der Band von Orville Peck wie auch von einer gewissen Neugier.

Die ersten drei Tracks (Paula Coles "Where Have All The Cowboys Gone?", Mary Margaret O'Haras "When You Know Why You're Happy" und Loretta Lynns "Don't Come Home-A-Drinkin With Lovin On Your Mind") entführen den Zuhörer in eine Dimension zwischen Dream-Pop, Glam-Rock und Indie-Pop, die so gar nichts mit einem zünftigen Country-Swagger zu tun haben. Auf der "B-Seite" der EP gibt es Jimmy Webbs "By The Time I Get To Phoenix" - das dereinst von Glen Campbell zum Hit gemacht wurde und später von den Bad Seeds gecovered wurde, Gillian Welchs "I Dream A Highway" und eine selbst geschriebene Eulogie "See You Later, I'm Gone" des Spät-Hippies Robert Lester Folsom. Letztere drei Tracks werden mit einem gewissen Dreampop-Touch implementiert - der nun so viel auch nicht mit Country-Mucke zu tun hat, kommen dem Geist der Originalversionen aber recht nahe und richten das Ohrenmerk stärker auf die Inhalte. Das Konzept, die Sichtweise auf die Country-Musik radikal zu hinterfragen, gelingt auch in diesem Fall sehr gut. Das Ganze ist nur deswegen keine Platte der Woche geworden, weil das Werk bereits erschienen ist und es sich dabei leider wieder nur um eine EP mit einer Laufzeit von deutlich unter 30 Minuten handelt.


-Ullrich Maurer-


 

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