Mit den letzten beiden Alben "Âlem" und "Yol" hatte sich das niederländische Turk-Pop-Ensemble Altin Gün aufgrund der vielleicht Pandemie-bedingten Hinwendung zu elektronischen Elementen und zeitgemäßen Produktionstechniken - gerade auch bei Traditionalisten - nicht nur Freunde gemacht. Es ist deswegen nicht ganz so erstaunlich, dass sich Merve Dasmedir und ihre Mannen mit dem neuen Album "Ask" (was eine besonders intensive Art der Liebe bezeichnet) nach der Lockdown-Phase wieder jenen Traditionen zuwenden, die zu Beginn der Laufbahn im Zentrum gestanden haben. Es geht also um klassischen anatolischen Pop im Stile der 70er-Jahre, der mit Lounge-Flair, Disco-Elementen, Reggae-Grooves und psychedelischen Passagen angereichert wird. Insbesondere der in der Pandemie angestaute Drang, endlich auch wieder gemeinsam musizieren zu wollen, ist diesem Album deutlich anzuhören, denn die meisten der Tracks kommen mit unbändiger, spielfreudiger Energie daher. Als Basis nahmen Altin Gün dieses Mal indes keine eigenen Kompositionen, sondern setzten auf traditioneller türkische Volkslieder - die freilich in dem beschriebenen Setting eine zeitgemäße Wiedergeburt erfahren. Nicht, dass das westlich orientierten Hörern auffallen würde - aber so wurde eine generationenübergreifende Synthese aus verschiedenen Stufen der Historie und einer zeitgemäßen performerischen Attitüde geschaffen. Das spielt aber keine große Rolle, da diese Scheibe auch ohne Kenntnis der Hintergründe (und der Sprache) ohne weiteres als coole Party-Scheibe funktioniert.