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06.05.2002
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Tom Waits - Blood Money

Platte der Woche

KW 19/2002


Tom Waits - Blood Money
Anti/Epitaph/Connected
Format: CD

Während es sich bei den Songs auf "Alice", dem Schwesteralbum zu dieser Veröffentlichung, um älteres Material handelt, welches aber neu eingespielt wurde, sind die Songs auf "Blood Money" alle neu. Das Interessante dabei ist, daß beide Scheiben mit derselben Mannschaft eingespielt wurden und beide auf Bläsersounds basieren, aber ansonsten doch stark voneinander abweichen. "Blood Money" ist eine Spur rauher als "Alice" geraten und auf jeden Fall perkussiver. Die ewig nach Hause kehrenden Zwerge, die auf ihren Knochenmaschinen trommeln, marschieren hier durch fast jeden Song. Daneben baut Waits auf dieser Scheibe auch auf den wunderlichen Klang einer großen Dampforgel aus den 20er Jahren, die man - so Waits - "fünf Meilen weit hören kann". "Blood Money" basiert nun wieder auf Musik zu einer Robert Wilson Produktion von Georg Büchners "Woyzeck". Dies kommt - wenn überhaupt - aber nur musikalisch zum Tragen. ("Tin Pan Alley meets Weimarer Republik", wie es in der Bio treffend heißt). Lyrisch ist "Blood Money" wesentlich simpler angelegt - was nicht heißen soll, daß es weniger ergreifend ist. Waits bietet uns je ein simples Liebeslied, einen Folklore-Song und ein Schlaflied - daneben gibt es natürlich auch wieder Wahnsinn und Klamauk - jedoch in kleineren Dosen. Während sich also textlich "Blood Money" sehr zugänglich gibt, wird einem dieser Zugang durch die Musik, die sich besonders in den Instrumental ins avantgardisch-kakophonische steigert, wieder verwehrt. Dennoch: Auch hier gibt es ergreifend schöne Balladen und Elegien. Waits 2002 ist längst nicht mehr so kantig, wie in den frühen 90ern.


-Ullrich Maurer-



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www.officialtomwaits.com
 

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