Auf dem letzten Reeperbahn Festival feierte die Australierin Alex Lahey im Molotow (dem "besten Club der Welt" wie sie sagte) den krönenden Abschluss ihrer letzten Tour, auf der sie sich mit einer Band in einem absoluten Rockmodus präsentierte und einen Power-Pop-Rausschmeißer nach dem anderen aneinanderreihte. Wie sich nun herausstellt, schien sie mit dieser Tour das Kapitel der musikalischen Selbstfindung abgeschlossen zu haben - und konzentriert sich auf dem jetzt vorliegenden dritten Album darauf, das auch in persönlicher Hinsicht nachzuholen und legt ihr Augenmerk erstmals konkret auf ihre Rolle als Queere Außenseiterin in einer Welt, die nicht für sie gemacht ist (wie sie selber sagt). Das geht einher mit einem wesentlich differenzierteren Songwriting. Zwar gibt es auch hier noch Power-Riffs und knackige Hooklines galore - aber die neuen Songs sind strukturell wesentlich differenzierter angelegt, als die bisherigen. Das hängt vor allen Dingen auf mit der Narrative zusammen, denn anstatt wie bisher Slogans ins Mikro zu brüllen, hat Alex dieses Mal Geschichten zu erzählen und legt Wert darauf, diese verständlich an die Zuhörer heranzutragen (was bedeutet, dass sie auf ihre Diktion achtet und als Sängerin enorm dazugelernt hat). Es darf dann auch mal das Tempo herausgenommen werden - und sogar akustische Gitarren kommen in Songs wie "Makes Me Sick", "Permanent" und dem als echte Ballade ausgeführten Titeltrack zum Einsatz. Ach so: Alex kommt bei ihren Betrachtungen zu dem Schluss, dass zwar nicht alles Peaches & Cream ist im Leben - dass man aber auch als Außenseiterin Spaß haben kann, wenn man sich nur zu sich selbst bekennt und sagt demzufolge - immer - "Ja" zum Leben.