26.05.2023 http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=22211 |
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Matthew Herbert x London Contemporary Orchestra - The Horse Modern Recordings/Warner Chappell Format: LP Nichts ist so, wie es scheint oder wie es sein sollte. Das scheint nach wie vor die Maxime des Klangkünstlers Matthew Herbert zu sein. Bei seinem neuesten Werk - das er mit dem Avantgarde-Ensemble London Contemporary Orchestra, einer Reihe wagemutiger Instrumentenbauer und einer Reihe abenteuerlustiger Solisten, die tatsächlich nebenher auch als Musiker tätig sind, einspielte - geht es nicht etwa um Musik für Pferde, über Pferde oder von Pferden, sondern um Sounds, die mittels Instrumenten erzeugt wurden, die aus dem Skelett eines Pferdes gebastelt wurden. Ein Hintergedanke, den Herbert dabei hegte, war der, die Entwicklung der Musik und deren Bedeutung für die Menschheit anhand dieses archaischen, körperlichen Prozesses zu erforschen. Und natürlich wurde das betreffende Pferd auf diese Weise auch wieder irgendwie zum Leben erweckt.
Musik im klassischen Sinne steht dabei zunächst mal nicht im Zentrum - wohl aber die Chronologie der Entwicklung derselben, denn das Ganze reicht von zufälligen (=chaotischen) Geräuschen am Anfang über bewusst erzeugte zu Beginn der Entwicklung über leidlich gesteuerte im Mittelteil bis hin zum Zusammenwirken mehrerer Beteiligter in einem kollaborativen Prozess am Ende. Hier spielt dann ein ganzes Knochen-, Sehnen- und Fell-Orchester zum Tanz auf. Und wenn das letzte Stück "The Horse Is Here" aus von Piano-Klängen unterlegtes Field Recording von grasenden Pferden besteht, dann ist klar, dass die Wiederauferstehung des Pferdes geglückt ist. Kurzum Matthew Herbert ist ein freier Radikaler, der immer wieder und immer noch zu überraschen und zu provozieren weiß. -Ullrich Maurer- |
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