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06.05.2002
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Del Amitri - Can You Do Me Good?

Del Amitri - Can You Do Me Good?
A&M/Mercury/Universal
Format: CD

Der Lebensabschnitts-Soundtrack, zu dem diese Großmeister der gepflegten Pop-/Songwriter-Larmoyanz aus Schottland immer schon unverhältnismäßig viel beigetragen haben, bekommt ein paar neue Kerben und Titel hinzugefügt: Die neue Del Amitri ist da...

'87: In Schottland mit dem '85er Debüt kennen- und liebengelernt. '89: Beim ersten Hören von "You're Gone" und "This Side Of The Morning" vom Album "Waking Hours" erstmals dieses "Ertapptwerden"-Gefühl, weil da jemand zu absolut grandiosen Melodien ein Video aus Deinem Kopf und Gefühlsleben abgefilmt zu haben scheint... '92: "Be My Downfall" von "Change Everything" ist ja nicht nur eine der schönsten Kompositionen des ganzen Jahres, sondern auch die bis dato immer noch zutreffendste, in Musik gegossene Darlegung der Fremdgehproblematik aus männlicher Sicht. '95: "Might As Well Be You" von "Twisted" variiert die Rezeptur von "Downfall" nur wenig, aber wer wird da wirklich meckern wollen, wenn am Ende wieder ein musikalischer Freund für's Leben dabei rauskommt... '97: "Some Other Sucker's Parade" hat durchaus Momente, das Titelstück zählt dazu, die Trauer ist hier jedoch teilweise in Galle und Bitterkeit umgeschlagen. Nicht das größte Album der Amitren, verbittert sein können wir auch alleine, Del Amitri soll durch vertonte Gefühlsstürme erheben, nicht noch runtertreten... Dann doch lieber '98, "Hatful Of Rain": Der spontan unabschüttelbare Ohrwurm fehlt auch hier leider, aber es reichte jedenfalls, um neugierigt auf die aktuelle Veröffentlichung warten zu lassen.

"Can You Do Me Good" also, das ist hier die Frage - was kann dieses Album aus- und anrichten? Los geht's mit Orgelriffs, einem wie "Riders On The Storm" tropfenden E-Piano, Konservenstreichern, federnden Beats und der Single "Just Before You Leave". Ein Flirt, aber nicht die große Liebe. Auf "Cash" und "Prizes" reibt Justin Curries unverwechselbare Stimme uns wieder zu etwas sperrigem Sound Konsumkritik ein, das köstliche "Drunk In A Band" klingt fast so, wie der Titel es uns nahelegt, einschlägige Exzesse figurieren auch in dem Ton-gewordenen Kurzfilm "One More Last Hurrah" (wenn Del Amitri gut sind, konnten Sie immer schon Bilder heraufbeschwören, wie kaum eine andere Pop-Band). Und da ist er dann auch endlich: Mit "Button's On My Clothes" taucht der Nachfolger in der oben skizzierten Volltrefferserie seit '85 auf, hier bringen die Amitris wieder mal zu einem leicht daherkommenden Stück wunderschön geratener Musik eine Lebenslage ("Sie" hat sich verabschiedet, bedeutet aber immer noch alles) mit wenigen Worten und Pinselstrichen auf den Punkt. Das Album läuft mit dem knapp achtminütigen "Just Getting By" sanft aus, womit auch die Höhepunkte abgeschritten wären, mit denen diese Schotten nie geizen. Thinking Man's Pop mit tiefer Trauer und hoher Schönheit.



-Klaus Reckert-


 

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