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02.08.2024
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Joe Ely - Driven To Drive

Platte der Woche

KW 31/2024


Joe Ely - Driven To Drive
Rack 'Em/Thirty Tigers/Membran
Format: LP

"Musik zu machen bedeutet, jung zu bleiben, während alles um dich herum älter wird." Das mag Joe Ely zwar nicht gesagt, wohl aber gedacht haben, als er im zarten Alter von 77 Lenzen bei seinem ungefähr 25. Album noch mal auf den Reset-Knopf drückte und sein erstes Album mit Geschichten aus seinem Leben als Outlaw-Touring-Artist überhaupt zusammenstellte und mit jugendlichem Schwung betont modern und zeitgemäß auch gleich selbst produzierte. Dabei ist das Projekt eher zufällig zustande gekommen, als Ely in seinem Archiv stöberte und dabei eine ganze Reihe von Songs fand, die er über das Leben "On The Road" geschrieben hatte, wenn er wieder mal von einer seiner Reisen nach Hause zurückgekehrt war.

Nun ist das ja so, dass Songwriter ganz gerne auf Inspirationen zurückgreifen, die sie bei ihren Konzertreisen aufgeschnappt haben - nur können sie dabei nur selten auf einen Fundus zurückgreifen, über den Joe Ely mit seiner über 50 jährigen Karriere als Country-Outlaw verfügt. Seit Ely zusammen mit Jimmie Dale Gilmore und Butch Hancock 1971 die Flatlanders ins Leben rief (und das Outlaw Genre mit begründete), hat der Grammy prämierte Songwriter aus Lubbock immerhin mit so ziemlich jedem seiner Idole auf der Bühne gestanden - und zehrt bis heute von diesen Erfahrungen, die er nun mit seiner neuen Songsammlung mit Augenzwinkern und Augenmaß zum Besten gibt. Unter dem Motto "Driven To Drive" berichtet Ely also von seinen Abenteuern auf der Straße und erzählt in von dem typisch amerikanischen inneren Drang, ständig auf Achse sein zu müssen; von den Orten, zu denen es ihn hingezogen hat und den Leuten, die er dabei getroffen hat. Und das sind dann halt eben auch mal Typen wie Bruce Springsteen, den er bat, ihn in Erinnerung an eine gemeinsame Show mit Shane McGowan und Jerry Lee Lewis bei dem Track "Odds Of The Blues" gesanglich zu unterstützen. Musikalisch kann der vielseitige Meister davon zehren, dass er im Outlaw-Umfeld, in dem er sich stets bewegte, für die rockigeren und bluesigeren Elemente zuständig war. Das wirklich brillant klingende Material bietet dabei alles, was Ely stilistisch drauf hat. Das reicht dann vom folkigen Opener "Drivin' Man" über Porch-Song-Hillibilly a la "Watchin' Them Semis Roll", den schneidend scharfen Honky Tonk Boogie-Rausschmeißer "Didn't We Robby", den poppigen Heartland-Rocker "Ride A Motorcycle", den puristischen Delta-Blues "Gulf Coast Blues" bis zum mit elektronischen Zutaten angereicherten "Jackhammer Rock" am Ende der Scheibe. Bemerkenswert ist dabei der Umstand, wie konsequent Ely und seine Musiker das teils Jahrzehnte alte Material entstauben und ohne Rücksicht auf die Erwartungen von Puristen klangtechnisch in die Jetztzeit hievten. Kurzum: "Driven To Drive" klingt mindestens 40 Jahre jünger als Elys Menschenalter nahelegen würde.


-Ullrich Maurer-


 

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