Wahlweise als "Sonnenschein Pop mit Blut im Wasser", "Übergrößen-Gitarrenpop" oder "durch Klirren beschädigter Pop" bezeichnet das australische Quartett Quivers die Musik ihres dritten Albums "Oyster Cuts". Wichtig scheint dabei vor allem zu sein, dass es irgendwie um das Überleben im Austernbecken des Lebens geht (in dem man ständig Gefahr läuft, sich an den scharfkantigen Muscheltieren zu schneiden) und vor allen Dingen darum, dass es sich - trotz durchaus düsterer inhaltlicher Aspekte - eben vor allen Dingen um (Gitarren)-Pop Musik handelt. Dabei geht es darum, dass sich das Quartett, in dem sich heutzutage alle Beteiligten gleichberechtigt als Songwriter und Vokalisten betätigen, auf dem insgesamt dritten Album nach wie vor mit dem Thema Trauer auseinandersetzt, das bereits die ersten beiden Alben prägte, nachdem der Bruder des Bandgründers Sam Nicholson zuvor unerwartet verstorben war. Songtitel wie "More Lost", "Grief Has Feathers" oder "Fake Flowers" lassen vermuten, dass sich Quivers inzwischen mit dem Thema arrangiert haben - obwohl sie (wie alle anderen auch) festgestellt haben werden, dass man selbst mit Hilfe der Musik das Thema niemals so ganz überwinden kann. Aber spätestens seit sich Nicholson und Bassistin Bella Quinlan die Lead-Vocals teilen, klingt die Musik der Quivers versöhnlicher und weniger edgy als zu Beginn - allerdings auch weniger opulent, denn "Oyster Cuts" ist vor allen Dingen ein Gitarren-Album geworden. Dass sich die Band einen Spaß daraus gemacht hat, bereits schon mehrfach Songs von R.E.M. zu covern, macht dabei deutlich, wo die musikalischen Vorlieben angesiedelt sind. Läge nicht eine gehörige Prise Schwermut und Nachdenklichkeit über diesem Projekt, dann wäre "Oyster Cuts" eine perfekte, eskapistische Sommerscheibe geworden. So ist es dann halt eher eine realitätsnahe, bodenständige Sommerscheibe.