11.10.2024 http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=22804 |
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The Linda Lindas - No Obligation Epitaph/Indigo Format: LP The Linda Lindas wissen, wie's geht: Auf seinem zweiten Album haut uns das kalifornische Teenager-Quartett mit dem Titelsong die härteste, vor unbändiger Riot-Grrrl-Energie sprühende Nummer gleich zu Beginn um die Ohren, als bedürfe es überhaupt noch eines Beweises, dass das 2022er-Debüt "Growing Up" nach dem Blitzstart mit dem viralen Hit "Racist, Sexy Boy" kein zufälliger Glücksgriff war. In puncto Songwriting, Arrangements und Produktion sind die neuen Lieder abwechslungsreicher und raffinierter als zuvor, ohne dass darunter die mühelose Ramones'sche Coolness leidet, die Bela Salazar, Eloise Wong und den Schwestern Lucia und Mila de la Garca genau die Art von Leichtigkeit verleiht, der viele andere Bands ein Leben lang vergeblich hinterherhecheln. Aber wenn man noch zur Schule geht und in den Ferien mit den Rolling Stones auf der Bühne steht oder mit Green Day, Rancid und den Smashing Pumpkins auf Tour ist, dann darf man natürlich auch das Gefühl haben, alles richtig zu machen.
Auf "No Obligation" bleibt die Band ihrem Faible für ultra-eingängigen Punkrock treu, klingt dabei aber nun wuchtiger und facettenreicher. So schalten die vier immer mal wieder einen Gang zurück und faszinieren statt mit roher Energie mit ausgefuchstem mehrstimmigem Harmoniegesang ("Cartographers"), machen Ausflüge ins Spanische bei "Yo Me Estreso" (Akkordeonbegleitung von keinem Geringeren als "Weird" Al Yankovic inklusive!) oder versuchen sich mit "All In My Head" oder "Too Many Things" ungenierter als zuvor (aber erfolgreich!) an echten Ohrwürmern, während sie textlich mit juveniler Leidenschaft und oft wütend, aber nie verbittert all das streifen, was junge Frauen an der Schwelle zum Erwachsensein heute bewegt. Einen echten roten Faden gibt es dabei nicht - Kunststück, bei vier Musikerinnen, die alle zum Songwriting beitragen und auch abwechselnd den Leadgesang übernehmen! -, wie aus einem Guss klingt das Album trotzdem. Für den Zusammenhalt, das ist längst klar, wenn nach kaum mehr als einer äußerst kurzweiligen halben Stunde der letzte Ton verklingt, sorgt hier die pure Freude am eigenen Tun. -Carsten Wohlfeld- |
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