Auf ihrem neuen Album betätigt sich die aus Belarus stammende Wahlberlinerin Galina Ozeran a.k.a. Chikiss als musikalische Grenzgängerin ohne Respekt für Grenzen und setzte für dieses Album darauf, Fragmente aus diversen Phasen ihrer musikalischen Arbeiten neu zu interpretieren und in einen aktuellen Kontext zu setzen. Dafür setzte sie sich mit dem finnischen Kollegen Jaako Eino Kalevi in dessen Athener Studio zusammen, um den angeführten Fragmenten Format und Struktur zu geben und diesen Tracks dann in der Post-Produktion in Berlin den letzten Schliff zu verpassen. Dabei prallten dann die beiden unterschiedlichen Welten des pop-affinen Jaako Eino Kalevi (den Galina zuletzt als Bassistin live unterstützte) und das freistilige räumliche Denken Galinas aufeinander - allerdings in einer Synthese und ohne dass es dabei zur Explosion kam. So gesehen machte Kalevi vielleicht hörbar, was sich Galina vorgestellt hatte. Obwohl Chikiss darauf verzichtete, auf konkret lokalisierbare Referenzen zu setzen, ist doch zu erahnen, dass sie mit ihrem Projekt die berühmten Soundtracks für noch nicht gedrehte Filme im Sinn hatte - was die langen instrumentalen Passagen mit großer räumlicher Weite erklärt. Filme allerdings, in denen sie selbst nicht mitspielt, sondern als Erzählerin agiert - denn die Vokal-Parts kommen weitestgehend in Form von Rezitationen daher. Auf der anderen Seite gibt es dann immer wieder aufblitzende melodische Passagen, die dann - meist augmentiert durch organische Instrumente - wie Inseln im allgemeinen Sounddesign aufblitzen und im Falle von "Train Schedule" und "4:45" auch zu echten Dreampop-Momenten mit zumindest angedeuteten Gesangspassagen gedeihen - aber eben nur dort: Vermutlich hat sich da Kalevi dann durchgesetzt. Worüber Galina "Chikiss" Ozeran da spricht (oder andeutungsweise) singt, müsste sie selbst ein Mal erklären, denn das tut sie trotz der englischsprachigen Songtitel auf russisch.