Fenster schließen
 
07.03.2025
http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=22942
 
SASAMI - Blood On The Silver Screen

Platte der Woche

KW 10/2025


SASAMI - Blood On The Silver Screen
Domino/GoodToGo
Format: LP

Wüsste man es nicht besser, dann ließe sich mutmaßen, dass Sasami Ashworth für ihr neues Album "Blood On The Silver Screen" bei ihrer Kollegin Mitski in die Lehre gegangen wäre, nachdem sie diese auf ihrer letzten Tour als Support Act begleitet hatte - und sich nun auch an einem elektronisch dominierten Pop-Album versucht. So einfach ist das aber nicht. Die quirlige Songwriterin aus Los Angeles kann schlicht und ergreifend mehr, als etwa die Fans mit abrasiven Gitarrenakkorden oder brutalen Heavy-Riffs zu verstören (bzw. eher zu provozieren) wie auf ihren beiden vorhergehenden Alben "Sasami" und "Squeeze". Bevor SASAMI sich als Solo-Künstlerin betätigte, hatte sie schließlich bereits eine Karriere als Hornistin, Filmkomponistin, Musiklehrerin und Session Musikerin etwa als Keyboarderin für Cherry Glazerr hinter sich. Wenn SASAMI also schräge Töne produziert, dann tut sie das bewusst (und mit einem Augenzwinkern). Auf "Blood On The Silver Screen" zeigt sie sich hingegen schlicht versöhnlich und von einer bislang nicht für möglich gehaltenen, poppigen Seite. Aber selbstverständlich artet das nicht Unverbindlichkeit aus, denn so groß ist SASAMI'S Liebe zur Popmusik denn auch nicht.

So beweist sie zwar ein sicheres Gespür für Beats, Hooklines. Leftfield-Melodien und ein unerwartetes Faible für eine Larger-Than-Life-Produktion, das von den Produzenten Jenn Deciveo und Rostam mit Begeisterung aufgegriffen wurde. Aber ab und an werden in Songs wie "Love Makes Yot Do Crazy Things", "For The Weekend" oder abschließenden Ersatz-Power-Ballade "The Seed" SASAMIs Heavy-Metal- und/oder Grunge-Gitarren dann auch noch mit in den Mix geworfen und sorgen für Spannung, Kurzweil und Rock-Akzente. Ansonsten aber ist der neue Batch von Empowerment-Tracks zu den Themen "Love, Sex, Power, and Embodiment" das Zeugnis einer Musikerin, die bewusst mit Erwartungshaltungen spielt und aus diesem Blickwinkel die Pop-Musik für ihre eigenen Ansprüche neu definiert. Dazu gehört dann auch, dass sie das Pop-Medium geschickt dazu nutzt, ihre Songs inhaltlich von der mythologischen Ebene des letzten Albums auf die persönliche zu ziehen und hier mit schonungsloser Offenheit ihre Selbstfindungs-Analysen auf ein neues Fundament stellt - und sich dabei verletzlicher zeigt als bislang möglich erschienen wäre.

Dass die neue Musik dabei eine gewisse greifbare Körperlichkeit ausstrahlt, kommt nicht von ungefähr, denn die Idee sich der Pop-Musik zuzuwenden kam SASAMI auf der Tour zu ihrem letzten Album "Squeeze" - auf der diese besagte Körperlichkeit in Form ihrer Bühnen-Exaltationen im Mittelpunkt stand und wo ihr klar wurde, dass es ihr beim Musizieren und Musik-Hören darum ginge, ihre Emotionen über die Bewegung zum Ausdruck zu bringen - und was ist besser für so etwas geeignet, als gut gemachte, ehrliche Pop-Musik? Zumal wenn auf diese Weise ein vor memorablen Songs geradezu strotzendes All-Killer-No-Filler-Album wie "Blood On The Silver Screen" dabei heraus kommt.


-Ullrich Maurer-



Surfempfehlung:
sasamiashworth.com
 

Copyright © 2025 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de