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23.09.2002
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Carrera - Carrera

Carrera - Carrera
Subway/Cargo
Format: CD

Mit Mitgliedern der Monostars, von Sitter und Jasmin vereint die Formation Carrera Musiker aus ziemlich verschiedenen Formationen mit entsprechend ungleichen Vorlieben zu einer klassischen vierköpfigen Gitarrenband. Das Ergebnis ist allerdings weder irgendeine Form von Fusion noch ein Parforceritt entlang der musikalischen Bezugspunkte der einzelnen Mitglieder. Carrera gehören zu jenen Bands, die es schaffen, aus dem Konfliktpotential individueller Unterschiede etwas Neues, Eigenes zu schaffen, ohne dabei inhomogen zu wirken.

Tatsächlich stand ausgedehntes gemeinsames Improvisieren am Anfang eines Identitäts-stiftenden Prozesses, bei dem Zurücknahme und Zusammenspiel entscheidende Erfolgsfaktoren waren. Neben ziemlich eigenständigem Sound hat diese Vorgehensweise musikalische Strukturen mit äußerst flachen Hierarchien hervorgebracht - Strukturen, die allerdings alles andere als anarchisch sind. Carrera zeichnet sich meist durch ein polyphones Nebeneinander aus, bei dem die einzelnen Instrumente im gemeinsamen Wechsel Melodien weben, die eine Unterscheidung in Stimmführer und Begleitende obsolet macht. Auch wenn die durchweg eher rockig als poppig daherkommenden Stücke sich oft bis ins hardcoreartig Lärmige steigern, geht so nie die strukturelle Integrität und musikalische Kohärenz verloren. Hier wird ein Spannungsbogen aufgebaut - und gehalten.

Auch wenn man sich von Anfang an darauf geeinigt hatte, auf den Einsatz von Gesang zu verzichten, ist am Ende ein Instrumental-Album mit einigen Songs entstanden; ein Widerspruch, der der Erläuterung bedarf. Einer genialen Eingebung und der Lockung der Gelegenheit folgend wurden die fertigen Tracks den Sängern von The Notwist, Blackmail und Slut vorgespielt, mit der Aufforderung, zu den bevorzugten Stücken Texte zu schreiben und Gesangsparts aufzunehmen. Die unaufdringliche Eintracht in der Musik hat wohl auch diese zunächst unerwarteten Gäste dazu inspiriert, sich auf gleicher Augenhöhe einzuordnen und das demokratische Prinzip von Carrera fortzusetzen. Deren selbstbetiteltes Tonträgerdebüt ist dementsprechend durchweg gelungen und ein schönes Beispiel für die kreative Kraft lokaler Netzwerke obendrein.



-Dirk Ducar-


 

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