14.10.2002 http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=2766 |
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Steril - Purification Strange Ways/Indigo Format: CD Klinisch rein! Keimfrei! Messerscharf! Eiskalt! Spiegelglatt! Huuch, stehen hier etwa tatsächlich Worte für Taten? Naja, fast. Der erste Eindruck, den das seit 1990 existente Oldenburger Trio durch den Album-Opener "Disposable" hinterlässt, ist der eines eher billigen Nine Inch Nails-Abklatsches. So lange Industrial-Klänge mit abgespaceten Elektronik-Sounds vermischt werden, nach ein paar harten Riffs einzelne Saiten sanft klingen dürfen und der erste aggressive Aufschrei ruhigerem Gesang weicht, ist noch alles in Ordnung, spätestens ab der Textzeile "Babe I'm Calling You Again" setzt aber Irritation ein. - Würde der gute alte Trent jemals das Wort "Babe" in den Mund nehmen? Eher nicht. Ist so etwas überhaupt in irgend einem anspruchsvoll wirken wollenden Text erlaubt? Äh...eher auch nicht?! Damit wird schon mal klar, woran es bei Steril am ehesten hakt: Die Texte lassen zu wünschen übrig und teilweise erzeugt auch die Art ihrer Umsetzung Stirnrunzeln. NuMetal heißt nämlich ein weiterer Einflussgeber, der sich nicht nur im Einsatz der Gitarren, sondern auch in den Vocals immer wieder hörbar niederschlägt.
Steril verwirren aber auch auf instrumenteller Ebene durch ihren Stilmix: Schon Song Nummer 2, "Witch Blade" nämlich, entpuppt sich als extrem harter Club-Track, der in jedem x-beliebigen Techno-Schuppen besser aufgehoben scheint, als auf einer klassischen "Industrial-oder-was-auch-immer-man-heutzutage-darunter-versteht"-Platte. Wie dem auch sei: Die Abwechslung der Stile und rhythmischen Härtegrade ist zwar einerseits äußerst gewöhnungsbedürftig, andererseits aber auch nicht ganz uninteressant. Manchmal fühlt man sich vielleicht ein bisschen an Manson erinnert, ein andermal an Prodigy, dann wieder an 08/15-NuMetal-Pop (die offizielle "Special Thanks For Inspiration"-Liste enthält übrigens Namen wie Leftfield, Chemical Brothers, Primal Scream, Flock Of Seagulls und Clawfinger). Wut, Ärger, Vocoder-Einsatz und weibliche Vocals ("Guess", sehr schön!) dürfen natürlich nicht fehlen und am Schluss ("Phoenix From The Ashes") rücken sogar noch Streicher an, die die drei Cyberpunx und ihre HörerInnen in romantisch-verträumte Sphären entführen wollen. Scheint alles nicht so wirklich zusammenzupassen? Stimmt. Anstrengend? Manchmal. Ein Tipp für Experimentierfreudige? Auf jeden Fall. -Kerstin Kollmann- |
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