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03.02.2003
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Nick Cave & The Bad Seeds - Nocturama

Platte der Woche

KW 06/2003


Nick Cave & The Bad Seeds - Nocturama
Mute/Virgin
Format: CD

Er hat uns harte Akkorde um die Ohren geblasen, und er hat süßliche Streicher erklingen lassen. Er hat geschrien und geschmachtet. Nur eines hat Nick Cave nie: sich beschränkt. Ansonsten hat Nick Cave in den letzten 20 Jahren so ziemlich alles ausprobiert, angefasst und gemacht. Und legt nun ein Album vor, das klingt, als wolle er seine Karriere noch einmal Revue passieren lassen - zeitlich rücklaufend und mit neuen Songs.

"Nocturama" verfolgt zu Beginn den Kurs, den der Vorgänger "No More Shall We Part" absteckte, einfach weiter: Drei ruhige, getragene Songs direkt aus dem Balladenhimmel, von denen vor allem "He Wants You" von jenem süßlich-bitteren Schmelz der Verzweiflung in Caves Stimme lebt, der schon das vorherige Album dominierte - höchst pathetisch, aber völlig unpeinlich. Lange bleibt das allerdings nicht so: Mit "Bring It On" wird der Ton rauer, bevor "Dead Man In My Bed" in herrlich chaotischem Jam-Rock gipfelt - Nick Cave & The Bad Seeds, circa 1987. Für das erstaunlich lässige und ebenso erstaunlich glücklich verliebte "Rock Of Gibraltar" und die Ballade "She Passed By My Window" kehrt darauf zwar wieder etwas Ruhe ein, doch zum Schluss geht es noch einmal richtig zur Sache: "Babe, I'm On Fire" ist eine viertelstündige, brachiale Lärmorgie, nach der kein Stein mehr auf dem anderen sitzt. Und die uns 20 Jahre nach dem Start seiner Karriere mit den Bad Seeds daran erinnert, wo Nick Cave herkommt: Aus der stürmischen See des simplen, euphorischen, lauten Rock'n'Roll. In der ist er immer noch der beste Navigator, den man bekommen kann.



-Christian Zeiser-


 

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