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19.04.2004
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Iron And Wine - Our Endless Numbered Days

Platte der Woche

KW 17/2004


Iron And Wine - Our Endless Numbered Days
Sub Pop/Cargo
Format: CD

Sam Beam, Film-Dozent an der International University of Art and Design in Miami, Florida hat mit seiem ersten Album "The Creek Drank the Cradle" (2002) und der "The Sea & The Rythm" betitlten EP (2003) eine Menge Sympathiepunkte gesammelt. Die beiden tollen Lofi-Epen relativieren alles, was über das Abebben jener musikalischen Strömungen gesagt und geschrieben wurde, die dem Akustik-Folk mit spröder Einfachheit und rebellischer Attitüde seit Anfang der 1990er Jahre neues Leben einhauchten. Großartige Songs in eindringlichen minimalistischen Arrangements drängen zum Vergleich mit Größen wie Nick Drake, ohne dass dabei der leiseste Beigeschmack des Epigonentums aufkäme. Als Sub Pop das Homerecording-Material in die Hände bekam, das Beam an Westerngitarre, Dobro und Banjo sowie der - an Simon & Garfunkel gemahnenden - allgegenwärtigen zweite Stimme zeigt, fiel die Entscheidung zur Veröffentlichung sicher nicht schwer.

Für das aktuelle Album schickte man Beam dann mit Begleitcombo ins Studio und entgegen der naheliegenden Befürchtung ist es gelungen, an die erfrischend unkomplizierte intime Stimmung des Frühwerks anzuknüpfen. Tatsächlich orientieren sich über die Hälfte der Songs eng an früheren Arrangements in deren Zentrum Beams samtiger Bariton steht, begleitet von zwei gezupften und geslideten Akustikgitarren und gehauchter zweiter Stimme. Diejenigen Tracks, die den Versuch unternehmen, Piano, Bass und Schlagzeug in diesen Mikrokosmos einzubringen, erreichen dann auch nicht ganz die Intensität des übrigen Materials, obwohl hier mit großer Zurückhaltung und Sorgfalt zu Werke gegangen wurde. Einzige Ausnahme ist der Titeltrack, der das Album beschließt und der die Mitmusiker in demütiger Selbstzurücknahme zeigt. Die erste Strophe bestreitet Beam alleine mit seiner Gitarre, nach und nach gesellen sich dann Schlagzeug Bass und Piano hinzu und es gelingt eine Synthese, die Iron & Wine ein Stück weit an Pop und Mainstream heranführt - aber wirklich nur ein sehr kleines Stück.



-Dirk Ducar-


 

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