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16.05.2005
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Okkervil River - Black Sheep Boy

Okkervil River - Black Sheep Boy
Jagjaguwar/Cargo
Format: CD

The Black Sheep Boy ist ein verlorener Sohn, der nur zurückkehrt, um bald wieder aufzubrechen, sich auf der Suche nach Erfüllung und Glück die Hörner abzustoßen, verloren zu bleiben. Der gleichnamige Song von Tim Hardin ist Eröffner und Ausgangspunkt des nunmehr vierten Albums von Okkervil River und die jungen Texaner legen mit "Black Sheep Boy" ihr bisher ambitioniertestes Werk vor. Ein Konzeptalbum, das die verzweifelte, erfolglose Suche nach einer Heimat im Reich des Zwischenmenschlichen, die Suche nach dem goldenen Flies, zum roten Faden macht.

Die Band aus Austin hat sich vom Trio zum Sextett erweitert und während das 2002er Album "Don't Fall In Love With Everyone You See" noch nach aufgewecktem Alternative Country klang, ist "Black Sheep Boy" ein ziemlich erwachsenes Popderivat mit vielfältigen Bezügen und breitwandigen Arrangements inklusive Tasteninstrumenten, mehreren Gitarren, Streichern und Bläsern. Die Wurzeln im Country- und Singer / Songwriter-Genre sind noch deutlich erkennbar, allein eine klare Zuordnung fällt schwer. Zu abwechslungsreich das Material, zu eigenständig die Kompositionen, zu weit entfernt von klassischen Vers- und Reimschemata die intelligenten Texte.

Was Okkervil River einzigartig und das aktuelle Album erstklassig macht, ist aber vor allem der Kontrast in dem die elaborierten Texturen der Arrangements zum eigenwillig rauen und ungeschliffenen Gesang von Mastermind Will Sheff stehen. Der frühe Will Oldham muss hier herbeizitiert werden und Conor Oberst aka Bright Eyes. Doch was bei zweitgenanntem gelegentlich ins Durchgeknallte oder unfreiwillig Komische abdriftet, bleibt bei Sheff immer unter Kontrolle, ist durch und durch echt und das nicht nur bei den leiseren Nummern. Auch und vor allem wenn hart verzerrte Gitarren Richtung Indierock weisen und Frustration und Wut das innerste nach außen kehren, bleibt Sheff authentisch. Groß.



-Dirk Ducar-


 

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