Der neue Output des Hamburger Songwriters Olli Schulz trägt den schlichten Titel "Das beige Album". Das ist nicht nur präzise und knapp, sondern auch auf den Punkt, denn warm und heimelig sind die 13 Songs, die Schulz auf seinen zweiten Longplayer gepackt hat. Ohne das Pathos seiner Labelkollegen Kettcar, ohne die jugendliche Ungestümheit eines ClickClickDecker präsentiert sich Olli Schulz fast schon als ernsthafter Songwriter und verschmitzter Geschichtenerzähler. Musikalisch reicht der Kosmos vom countryesken "Die Ankunft der Marsianer" bis zur radiotauglichen Single "Dann schlägt dein Herz", die zudem mit einer bemerkenswerten Zeile aufwartet. "Dieses Land ist nicht für Rock'n'Roll gemacht" heißt es dort und wer wollte Herrn Schulz in Zeiten von Klingeltönen und Formatradio da widersprechen. Das flotte "Jetzt gerade bist du gut" dürfte so manchen Indie-Disko-Dancefloor füllen, auch "Schon lange was defekt" oder "Keine Zeit zu Bluten" sind feine Songs. Besonders letzterer kann textlich punkten, wenn auf eine sehr schöne Weise die Traurigkeit des Vergehens einer Liebe beschrieben wird. So kann man das machen. Ob man ein Stück wie "Human Of The Week" oder die reichlich albernen Zwischenkommentare wirklich braucht, sei mal dem subjektiven Empfinden des Hörers überlassen. Vielleicht braucht es ja ein drittes Album, eine weitere Reifung, damit Olli Schulz gänzlich da ankommt, wo er eigentlich hingehört: Irgendwo zwischen Bernd Begemann und Tom Liwa, in die erste Liga deutschsprachiger Songwriter. Ein Blödelbarde ist er längst nicht mehr.