"Parade" ist bereits das vierte Album dieser Band aus dem österreichischen Burgenland. Die meisten werden sie wohl 2004 kennengelernt haben, als "Absender auf Achse" relativ erfolgreich war. Relativ, wenn man bedenkt, dass Garish seit jeher die Indie-Powerpop-Attitüde verweigern und ihre Lieder sanft und schaukelnd daherkommen lassen wie eine Fahrt im Riesenrad des Wiener Praters. Tatsächlich denkt man bei der Stimme von Sänger Thomas Jarmer eher an einen Bänkelsänger als an eine jeansbekleidete Rampensau. Dazu tragen wahrscheinlich auch Zeilen bei wie "Glücklich wohl die Mütter sind / deren Kinder nicht zum Zirkus gingen" ("Wie wahr"), überhaupt diese seltsam verrückten grammatikalischen Verschiebungen und das verhaltene Akkordeonspiel, das plickernde Keyboard im Opener "Duell", das man leicht als romantisches Glockenspiel deuten kann, oder das altersweise "Überm Fluss da kenn ich Leute Jahre schon / die auch wissen wie es ist" ("Du bist wo?")...

Garish sind eben einfach nicht so wie die anderen. Sie haben die Seele der gemeinen Österreicher eingepackt, diese Mischung aus gefühligem Weltschmerz und Boshaftigkeit, und haben die Boshaftigkeit einfach durch Niedlichkeit ersetzt. Die Texte schweben in anderen Dimensionen, aber ohne zu hermetisch zu werden, die Arrangements sind äußerst ambitioniert. Man merkt, da läuft was in eine andere Richtung, eine, in die man erst zögernd, dann aber doch entschlossen mitgeht. "Keiner außer dir" klingt wie Erdmöbel, "Im Ärmel meiner linken Hand" wie Element Of Crime, und das sind ja nicht die schlechtesten Referenzen. Tatsächlich sind Garish noch immer ganz vorne dabei, wenn es um intelligente deutsche Popmusik geht. Aber was heißt schon intelligent: Man hört "Parade" einfach gern, das Album macht die Gedanken weit und das Herz groß.